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Sexismus und Medien

Das öffentliche Weibchen

Christine Schneider, Neue International 150, Juni 2010

Sexistische Ideologie ist im Kapitalismus allgegenwärtig. Ihr Zweck ist, die soziale Unterordnung von Frauen zu legitimieren, indem sie diese auf eine Rolle als Sex-Objekte reduziert. Sexuelle Unterdrückung leistet einen wichtigen Beitrag zur Erzeugung von Unterordnung und Autoritätshörigkeit.

Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene sind die Massenmedien mächtige Instrumente zur Verbreitung dieses Rollenverständnisses. Sie schreiben und zeigen, was „normal“ und was „anormal“ ist und brandmarken jene, die nicht diesem Modell entsprechen. Es werden Geschlechterrollen dargestellt und verkauft - al a Heidi Klum. Frau soll in jeder Lebenssituation gut aussehen, das Haar soll sitzen, die Schminke am besten 24 Stunden auf dem Gesicht kleben bleiben.

In dieser besonders körperbetonten Mode soll sich Frau wohl fühlen, am besten in Kleidergröße 36 oder besser 34 - das sind bei einer Frau, die 1,65m groß ist, zwischen 50 und 53 Kilo. Gerade die Modeindustrie, die sich in den Medien präsentiert, ist federführend, was das Aussehen des weiblichen Körpers betrifft. Eine Frau muss schlank sein, am besten mit einem großen Busen und einem wohlgeformten Hintern. Frauen, die diesem Bild nicht entsprechen, werden in den Medien oft diskriminiert. So ist die Darstellung der dicken „Harz IV-Mutti“ oft mit Hetze gegen Arbeitslose verbunden.

Frauen sollen alles dafür tun, um dem medialen Schönheitsideal zu entsprechen. Dafür gibt es in den Medien die „besten“ Tipps, wie man Diäten absolviert und Schönheits-OPs machen kann. Daran hängt auch eine riesige Beauty-Branche, deren Profite ohne entsprechende mediale Promotion viel spärlicher fließen würden. So sorgt eine riesige Sport- und Fitnessindustrie, die Pharmabranche und Kosmetikindustrie mit Ihren Diätpillen, Schönheitsklinken für Fettabsaugung und Brustvergrößerung für das „Wohlbefinden“ von Frauen. Diese Art der Schönheitsmanipulation wird durch Medien legitimiert und gut geheißen. Als „positive“ Beispiele dafür werden dafür rund um die Uhr weibliche „Stars“ und Promis präsentiert.

Unternehmen wie Weight Watchers sind führend in Sachen Diät. Sie legen fest, wie viel Frau essen darf, um abzunehmen oder das „Ideal-Gewicht“ zu halten. Dazu bieten sie teuere firmeneigene Lebensmittel an.

Gerade bei Mädchen in der Pubertät hat das fatale Auswirkungen auf die Entwicklung des Selbstbewusstseins und der persönlichen Entwicklung. Viele tun alles, um so auszusehen wie ihre Idole. Häufig endet das in einer Essstörung, mit welcher sie bis zum Lebensende zu tun haben. Heute sind offiziell 100.000 Menschen in der BRD an Magersucht erkrankt, 90% davon sind Frauen.

Darüber hinaus werden weibliche Verhaltensmuster vorgegeben, die auch im bürgerlichen Miteinander zwischen Mann und Frau gelebt werden. Frau geht gern shoppen, v.a. Schuhe kaufen. Eine Frau ist weinerlich, emotional und hält sich gern an der Schulter ihres starken männlichen Partners fest. So ist oft auch das Bild der bürgerlichen Familie in den Medien: die Frau zuhause für Heim und Kinder, oder die andere Variante der Karrierefrau auf der Suche nach dem Elite Partner.

Diese „subtileren“ Darstellungen von Frauen werden mit offen herabwürdigenden, sexistischen Beiträgen ergänzt. Das reicht vom täglichen Girl-Bild in BILD bis zu den nächtlichen Sex-Hotline-Sendungen im Privat-Fernsehen.

Hier sollen weder sexueller Prüderie das Wort geredet noch die Illusion vermittelt werden, dass Sexismus in der bürgerlichen Klassengesellschaft überwunden werden könnte.

Aber der Kampf gegen Sexismus muss auch heute einen Kampf gegen erniedrigende und diskriminierende Rollebilder bis hin zu offen sexistischen Darstellungen enthalten. Das bedeutet u.a., dass die Frauenbewegung ein Vetorecht über für Frauen relevante Medien-Inhalte erkämpft. Dieser Kampf um die Kontrolle über die Medien  durch Gewerkschaften und lohnabhängige Frauen ist zugleich ein wichtiger Bestandteil des Kampfes für eine proletarische Frauenbewegung.

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Nr. 150, Juni 2010
*  Mega-Sozialraub der Regierung: Klassenkampf gegen die Kürzungswelle
*  Heile Welt
*  Europa: EU in der Krise
*  Griechenland: Am Scheideweg
*  1.-4. Juli: Europäisches Sozialforum: Lasst sie für ihre Krise zahlen!
*  Behr Stuttgart: Totgesagte leben länger
*  Ausschlussdrohungen gegen oppositionelle MetallerInnen: Schluss mit der Repression!
*  9. Juni: Auf zum Bildungsstreik!
*  Sexismus und Medien: Das öffentliche Weibchen
*  Fußball-WM: Unternehmen Fußball
*  Pakistan: UHS-Streik braucht Unterstützung!
*  Thailand: Lehren einer Revolte
*  Ölpest im Golf von Mexiko: Deep Watergate
*  Angriff auf Schiffskonvoi für Gaza: Israelische Armee ermordet FriedensaktivistInnen!