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Die Gründung Israels

XI. Der Zionismus musste sich als koloniale Siedlerbewegung mit der einen oder anderen imperialistischen Macht verbünden. Nicht nur, dass diese Mächte die Finanzmittel für Ansiedlungen bereitstellten, sie kontrollierten den Nahen Osten, was noch wichtiger war. Der britische Imperialismus spielte dort von 1918 bis 1947/53, als er von den USA darin ersetzt wurde, die Hegemonialmacht.
Der Konflikt zwischen dem Zionismus und Großbritannien war kein antiimperialistischer Kampf seitens des ersteren. Es war mehr ein Konflikt, der durch einen politischen Schwenk Großbritanniens 1939 provoziert worden war. Damals gelangte der britische Imperialismus zur Ansicht, dass er zur Erhaltung der Kontrolle über strategische Ressourcen wie den Suez-Kanal, Eisenbahn- und Luftlinien sowie die Ölfelder des Irak und am Golf die Schaffung willfähriger halbkolonialer arabischer Regimes überwachen müsste. Das schloss die Stützung der Monarchien in Ägypten, dem Iran, in Transjordanien, dem Irak und in den Golf-Staaten ein. Dies wiederum bedeutete eine Verminderung seiner Verbundenheit mit den Zionisten.
Dieser Schwenk wurde ab 1936 offenkundig, als der palästinensische Aufstand die Drohung durch den arabischen Nationalismus signalisierte. Er wurde jedoch durch den Ausbruch des Weltkrieges und durch die Großbritannien von den Zionisten gewährte Unterstützung verzögert. Aber schon während des Krieges bereitete sich die zionistische Rechte auf einen etwaigen Konflikt mit Großbritannien vor. Während die Guerilla-Gruppen der "Irgun" ihre Operationen gegen die Briten einstellten, handelte die "Stern-Bande" (LEHY) nicht so und versuchte sogar, Kontakte mit den Faschisten anzuknüpfen.
Während der Großmufti von Jerusalem der SS im Krieg half, kämpften Haganah und Irgun mit den Engländern. Dies half der Haganah, sich in eine Berufsstreitmacht zu verwandeln. Unterdessen entwaffneten und zerschlugen die Engländer die Organisationen der Araber in Palästina.
Mit Kriegsende entflammte der Konflikt zwischen dem Zionismus und Großbritannien wieder. Die Zionisten drängten den US-Imperialismus energisch, die Erlaubnis für 100000 Überlebende des Holocaust zur Einwanderung nach Palästina zu bekommen. Aber die dominierende, proarabische Fraktion der herrschenden Klasse Großbritanniens versuchte, dies zu blockieren und eine Teilung Palästinas zwischen den Zion isten und Transjordanien auszuhandeln, die eine strategische Militärpräsenz Großbritanniens gestatten würde.
Aber England unterschätzte zugleich die Stärke der neuen Allianz des Zionismus mit den USA und den Widerstand der Palästinenser gegenüber diesem Plan. Drei Jahre des Kampfes zur Beendigung der "illegalen" Einwanderung, zur Unterdrückung des arabischen und zionistischen "Terrorismus" endeten in einer kompletten Niederlage. Im Februar 1947 kündigte Großbritannien an, dass es sein Mandat mit August 1948 aufgeben würde. Tatsächlich führten sie im Mai 1948 einen einseitigen Truppenabzug durch, um ihre Pläne stellvertretend durch die Koordination einer Invasion der sogenannten "arabischen Armeen" verwirklichen zu können. In Wahrheit war die einzige Kraft, welche die Fähigkeit besaß, die Haganah zu bekämpfen, die von England geführte, ausgebildete und bewaffnete "Arabische Legion".
Die arabischen Streitkräfte stellten keine ernsthafte Bedrohung dar (so z.B. Ägypten, Syrien, Libanon), teilweise, weil sie als Ergebnis der früheren britischen Politik schlecht ausgebildet und bewaffnet waren, teilweise, weil die transjordanische Monarchie nur an einem Handel mit den Zionisten zwecks einer Teilung entlang der von der UNO festgelegten Grenzen, die Großbritannien eine Rolle zukommen ließe, interessiert war. Die USA jedoch waren gegen jegliche britische Präsenz und eilten dem neugegründeten Staat Israel zu Hilfe; ebenso der Stalinismus. Angesichts dieses Kräfteverhältnisses erlitten die Palästinenser eine historische Katastrophe.
Sie wurden in dem ganzen Gebiet, das die Zionisten durch militärische Eroberung halten zu können glaubten, aus ihren Städten und Dörfern vertrieben. Jaffa wurde von Irgun und Haganah angegriffen und seine arabische Bevölkerung binnen weniger Tage von 100000 auf 5000 reduziert. Gräuel wie in Deir Yassin (250 ermordete Dorfbewohner) waren überlegte Akte der Barbarei mit der Absicht, Panik zu verbreiten und die Palästinenser zur Flucht zu veranlassen.
Warum gingen die Zionisten nicht auf den Uno-Plan, der Großbritannien und die USA zufrieden gestellt hätte, ein? Im wesentlichen deshalb, weil sogar die von der UNO vorgeschlagene undemokratische Teilung (die 54% des Gebietes den 33% der Bevölkerung, die Juden waren, zusprach) noch immer die Araber in einer knappen Mehrheit in dem vorgeschlagenen jüdischen Staat belassen hätte, in dem sie drei Viertel des Landes besessen hätten.
Die Pogrome und der Krieg von 1948/49 wurden durchgeführt, um eine radikale Ausdehnung des Gebietes unter Kontrolle Israels und eine äußerst verringerte Präsenz der Araber darin zu erreichen. In diesem Krieg rissen die arabischen Staaten, was sie nur erreichen konnten, zynisch an sich (so Ägypten den Gaza-Streifen, Transjordanien Ostjerusalem), den Palästinensern verblieb nichts mehr.
Israel schloss mit 73% des Gebietes (einschließlich der mineralreichen Negevwüste) ab; im Verlauf dieses Prozesses wurden 750000 Palästinenser aus ihrem Land und ihren Heimstätten in die Elendslager der Flüchtlinge in den umgebenden probritischen und halbkolonialen Araberstaaten vertrieben.
Im Konflikt zwischen den palästinensischen Arabern und den Zionisten war es notwendig, defätistisch im Verhältnis zu den Zionisten zu sein und den Widerstand der Araber militärisch zu unterstützen. Der "Unabhängigkeitskrieg" war de facto ein Krieg, um einen proimperialistischen kolonialen Siedlerstaat im Nahen Osten unter der Vorherrschaft der USA zu bilden. Es handelte sich um einen Krieg, der das Recht auf Selbstbestimmung den palästinensischen Arabern aberkannte.
Es war korrekt, bei dem von Transjordanien und später Ägypten geführten Kampf im "Unabhängigkeitskrieg" auf ihrer Seite zu stehen. Die Niederlage Israels war das geringere Übel, da die Niederlage den Versuch Israels, ein stabiles proimperialistisches Regime in der Region zu errichten, ernsthaft behindert hätte. Wir hätten jedoch die Kriegsziele der Arabischen Liga, die auf Eroberungen gerichtet waren, nicht unterstützt. Wir hätten den Versuch der Arabischen Liga, ihren eigenen Teilungsplan durchzusetzen, bekämpft, hätten die mit Israel gegen die Interessen der Palästinenser beabsichtigten Abkommen aufgezeigt und wären unbeugsame Gegner des Antisemitismus der Arabischen Liga geblieben.