|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
HaHo, Neue Internationale 145, Dezember 2009/Januar 2010 Neben Hustenbonbons, Nummerkonten und der Wilhelm Tell-Saga haben die Schweizer auch die Volksabstimmung erfunden. Sie hat, wie der Name schon sagt, viel mit Stimmung zu tun. Und diese wurde vor der Volksbefragung, ob Muslime in der Schweiz künftig Minarette bauen dürfen, kräftig angefacht. Schon das Plakat der Kampagne zeigte bedrohlich schwarze Türme, die als Raketen die Landesfahne wie einen Schweizer Käse durchlöchern. Außerdem weiß auch in der Schweiz jedes Kind, dass Muslime grundsätzlich zu Extremismus und Terror neigen, während das christliche Abendland ein reiner Hort der Nächstenliebe ist. Da es inzwischen auch schon die bedroliche Zahl von vier (!) Minaretten im Alpenland gibt, liegt es nahe, diese ausufernde Minarett-Bauwut zu stoppen. Am Ende verwechselt noch jemand Basel mit Bagdad, was dazu führen könnte, dass die Nato demnächst Basel bombardiert. Aber was sind schon Bombenteppiche gegen Gebetsteppiche?! Was ist schon ein Bundeswehr-Stahlhelm gegen ein Terror-Kopftuch?! Was sind Kollateralschäden gegen Koran-Seiten?! Da wollen wir doch mal die Kirche im Dorf lassen! Ja, die Schweiz kann stolz sein auf ihre Form direkter Demokratie, in der das Volk das letzte Wort hat: das Votum diesmal war tatsächlich das Letzte. Sehr direkt konnte so das manipulierte Stammtisch-Bewußtsein zum Gesetz werden. Natürlich, versichern uns die Befürworter, ist das Minarett-Verbot keine Einschränkung der Religionsfreiheit. Glauben können Muslime ja immer noch und beten auch - zuhause im Wohnzimmer oder in der Garage oder eventuell in einer christlichen Kirche (Pfarrer fragen und Schuhe anlassen). Die Schweiz ist ein weltoffener und toleranter Imperialismus. Das war schon immer so. Jeder ist willkommen - v.a. wenn er Geld mitbringt (es durfte auch schon mal Nazi-Gold sein). Liebe Schweizer Meinungsmacher und Referendare! Ihr solltet neben Hustenpastillen auch massenhaft Brechmittel produzieren, denn Euer rassistischer Schwachsinn ist unverdaulich! |
Nr. 145, Dez./Jan. 2009/10
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||