HaHo, Neue Internationale 121, Juni 2007

Den einfachen Leuten in Europa gehts momentan nicht besonders. Deshalb hoffen sie auf ihre „Partei der kleinen Leute“. Die nennt man so, weil sie kleine Leute an der Spitze haben. Klein sind sie, weil ihnen ganze Körperteile fehlen, z.B. der Arsch in der Hose und das Hirnareal für politische Fantasie.

Auch die hiesige Linkspartei (früher von Überoptimisten mit Sozialismus in Verbindung gebracht) ist schon sehr routiniert im Dauerjubeln.

In Berlin verlor man rund ein Drittel der Stimmen, was ihr trotzdem Anlass genug war, die eigene Mitregiererei zu feiern. Nun hat die Linkspartei in Bremen den Sprung ins erste westdeutsche Landesparlament geschafft und orientiert sich darauf, auch dort bald mitzuregieren, um ihre Wähler wieder zu verprellen.

Auch Tony Blair, Kopf der britischen Labour-Zirrhose, zieht zum Ende seiner Amtszeit eine positive Bilanz. Er hat für Bewegung gesorgt: die Börsenkurse und die Todesrate der Armee sind gestiegen, das Ansehen der Briten im Irak und seine gewerkschaftliche Anhängerschaft sind geschmolzen.

Segolene Royal, gerade dabei gescheitert, Frankreichs Angie zu werden, ist sehr beweglich. Sie kommt als Mittelsfrau zwischen den Klassen aus der Küche der Sozialisten, tänzelt durch die Reihen und macht einen großen Bogen um den Sozialismus. Doch die Franzosen sind Feinschmecker und haben sich diesmal für das Deftige entschieden und den linksdrehenden royalistischen Magerquark verschmäht. Vor allem die Vorstadt-Bistros wollten keinen gepanschten Rotwein. Doch richtigen Roten gab es nicht.

Schon der alte Trotzki kannte seine reformistischen Pappenheimer, die Interessenvertreter der kleinen Leute. Sie sind wie ein Regenschirm voller Löcher. Bei Schönwetter sind alle mit ihm zufrieden. Doch wehe, wenn es regnet, dann stellt er sich als total untauglich heraus. Nun, in Zeiten des Klimawandels wird's umso heftigere Schauer geben.

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