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Heile Welt

HaHo, Neue Internationale 105, November 2005

„Du bist Deutschland“ heißt die Kampagne, die tagtäglich über unsere Bildschirme flimmert und uns klar macht, dass es außer Keksen mit 252 Zähnen, Rasierern mit 17 Turbo-Klingen und Kloreinigern mit achtfachem Zitrusaroma noch ein anderes, einzigartiges Erzeugnis gibt: Deutschland. Allerdings kann man das nicht einfach wie Bohnerwachs, Tütensuppen oder Schnürsenkel irgendwo kaufen, nicht mal im Schlussverkauf oder am Wühltisch. Nein, Deutschland ist bereits verkauft. Es gehört denen, denen alles gehört.

Doch wenn wir uns auch nicht jedes materielle Gut leisten können, bleiben uns immerhin noch die ideellen Werte. Arm, aber deutsch!

Wie ermutigend wirkt in Zeiten, da uns das Lachen eher vergeht, dieses gemeinschaftliche Grinsen für Deutschland! Jene, die im Vorstand einer Bank sitzen, gemeinsam mit denen, die nachts auf selbiger schlafen.

Böse Buben meinen, soviel Werbung für Deutschland deute auf Absatzprobleme hin. Deutschland ein Ladenhüter? Klar doch, Bundeswehr, Bullen und Justiz hüten den Laden schon lange! Mit Deutschland ist es wie bei jedem anderen Fetisch: dem fehlenden Nutzen muss eine Imagekampagne auf die Sprünge helfen.

„Du bist Deutschland“ vermittelt uns das Gefühl, am Schicksal des Staates teilzuhaben. Zum Beispiel an seinen Schulden. Oder man fiebert mit unseren deutschen Jungs, die irgendwo am Hindukusch gegen den Terror kämpfen, während man grübelt, wo der Hindukusch liegt, weil es zu Hause am Geld für einen neuen Schulatlas mangelt.

Die schöne Werbung für unseren Lieblingsimperialismus wäre aber noch schöner, wenn das Werbepersonal noch um einige typische Typen ergänzt würde, z.B. mit den ersten hundert Nummern im Warteraum einer Arbeitsagentur oder mit einem feuchtfröhlichen Nazi oder mit einem toten KSKler?

Beim ZDF meint man ja, dass man mit dem zweiten Auge besser sieht. In diesem Sinne fordern wir eine weitere Werbe-Kampagne: „Einäugiges Vollsehen für Deutschland“!

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Nr. 105, November 2005

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