HaHo, Neue Internationale 184, November 2013

Welch ein Skandal! Die USA - unser ziemlich bester Freund - lässt uns durch die NSA abhören. Nun fragen sich die Beobachter, die offenbar alle auf einem Auge blind sind, ob denn Amerika mit ihren Partnern mehr konkurriert als kooperiert? Ist der kapitalistische Weltmarkt etwa doch nicht nur ein Kindergeburtstag? Gilt sogar für Uncle Sam Lenins Spruch „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“?

Das Berliner Regierungsviertel wurde von der vis-a-vis liegenden US-Botschaft aus abgehört. Deren oberste Etage hat ja auch gar keine Fenster! Aber: was dachtet ihr denn, wozu Botschaften da sind?! Sind die fehlenden Fenster nur Baumängel? Und seit wann geht es in den Beziehungen von kapitalistischen Staaten um Vertrauen?! Sind nicht Abhängigkeit, Erpressung und die durchaus sehr einigende Absicht, den Rest der Welt auszuplündern, nicht wichtigere Grundlagen für Beziehungen?

Als besonders empörend empfinden die Kommentatoren, dass sogar die Kanzlerin abgehört wurde. Doch bei wem lohnt sich die Abhörerei mehr als bei ihr? Sollten die NSA-Spitzohren etwa irgendeinen lumpigen Unions-Christen in Hintertupfingen belauschen?! Oder etwa das bischöfliche Finanzgenie Tebartz van Elst? Bitteschön: es geht um vitale Interessen der USA, nicht um Kaffeeklatsch oder Stories aus dem Beichtstuhl.

Angie telefoniert ja sicher auch manchmal mit Freund Obama. Dass würde heißen, dass die NSA auch ihren eigenen Präsidenten belauscht. Dass das für die NSA Konsequenzen haben könnte, haben die aber schon längst (mit)gehört.

Das Abhören von Merkels Handy dagegen ist nicht so schlimm, denn der zuständige Lauschi ist beim Mithören der hochspannenden Kanzlerin-Telefonate wahrscheinlich meist eingeschlafen.

Dem NSA-Aussteiger Snowden droht in den USA bekanntlich eine Bestrafung - eine Belohnung wäre angebrachter. Den Snowdens, Assanges und Co. rufen wir daher ein „Weiter so!“ zu und: Hacker und Dissidenten aller Länder vereinigt Euch - mit der Arbeiterbewegung!“

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