HaHo, Neue Internationale 157, März 2011

Wir leben in verlustreichen Zeiten. Den Wüsten-Tyrannen entgleitet die Macht, dem Imperialismus kommen die Statthalter abhanden, der kapitalistischen Welt geht die Stabilität verloren. Doch um manche Verluste ist es nicht schade.

Hierzulande erregen weniger Revolutionen als Dissertationen die Gemüter. Verteidigungsminister von zu Guttenberg hat bei seiner Doktorarbeit geschummelt. Manche fordern gar seinen Rücktritt. Das ist absurd, denn Lügen und Betrügen sind nicht hinderlich, sondern eher Grundvoraussetzung für das Amt des deutschen Verteidigungsministers.

Und dieses Amt füllt er doch wirklich gut aus, oder? Eine Talkshow im Kriegsgebiet hatte vor ihm schließlich noch kein Armeechef zu bieten. Wo es andern die Worte verschlägt, sprudeln sie Karl-Theodor umso frischer von den Lippen.

Nur der freiherrliche wissenschaftliche Höhenflug mit summa cum laude erwies sich leider summa summarum als Bruchlandung. Die Wirtschaftswissenschaft wird diesen Ausfall von Fachkompetenz indes locker verkraften, wie sich ja die kapitalistische Ökonomie von all der Wissenschaft ohnehin nicht am Kriseln hindern lässt.

Erstaunlich ist hingegen, dass in Deutschland Unis offenbar genauso schlampig mit Papieren von Doktoranden umgehen, wie Arbeitsagenturen mit Hartz IV-Anträgen.

Doch angesichts des Frauentags sollten wir auch Karl-Theodor Respekt, wenn nicht Mitleid entgegen bringen. Denn warum konnte, ja musste er denn wissenschaftliche Normen brechen - weil er sich um Frau, Kinder, Familie, Haushalt, Aktienbesitz, Politik und seine Frisur kümmern musste! Dagegen ist das Leben einer teilzeitarbeitenden Frau mit Teillohn, zwei Kindern und keinem Kitaplatz doch das reinste Vergnügen!

Deshalb, Fau Merkel: Her mit der Ehrendoktorwürde für unseren obersten Soldaten für seine Lebensleistung! Spendieren sie ihm zum 8. März eine Vier-Kilo-Packung Pomade, damit die Guttenbergsche Persönlichkeit weiter für Deutschland glänzen kann.

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