HaHo, Neue Internationale 129, Mai 2008

Hamburg wird von Schwarz/Grün regiert. Wer hätte das gedacht?, fragen die Kommentatoren. Wer, fragen wir, hätte gedacht, dass Kommentatoren so wenig Fantasie haben? Warum sollten CDU und Grüne nicht koalieren? Beide bekennen sich zu Privateigentum und Marktwirtschaft, beide haben bewiesen, dass sie Soldaten ins Jenseits und Zivilisten ins soziale Abseits schicken können. Eine gute Basis also fürs gemeinsame Regieren.

So spült es an der Elbe zusammen, was zusammen gehört. Und falls sich Schwarz/Grün als schlechte Variante erweist, hat man ja mit Rot/Grün noch eine andere schlechte in petto.

Die Grünen haben im weichen, aber engen Gestühl der Parlamente und in den Regierungssesseln gelernt, Bewegung zu vermeiden. Das letzte bewegte grüne Männlein war Joschka beim Marathonlauf.

Wie er sind viele Linke in den Grünen im Kreise getrabt und haben so bewiesen, dass diese Partei wirklich einen Wandel bewirkt hat. Wer halbrot reinging, kommt farblos wieder raus, während die Partei zugleich so sehr nachgedunkelt ist, dass sie sich im schwarzen Brackwasser der Union kaum noch abhebt.

Die Grünen erweisen sich auch als potente Privatisierer und lustige Kürzer. Dumdideldumm, der grüne Sparkommissar geht um.

Sie haben auch gelernt, den Einstieg des Ausstiegs des Anstiegs des Abstiegs des Umstiegs aus der Atomkraft zu organiseren. Standen die Grünen früher wacker vorm AKW-Zaun, so wackeln sie bald im Aufsichtsrat dahinter. Ihr großes Verdienst war es, die Restlaufzeit der Reaktoren der Halbwertzeit von Uran-Atomen anzunähern.

Statt um die Überwindung des Kapitalismus waren sie - außer in der eigenen Partei - vor allem um die Entsorgung von Flaschen bemüht. Das zeigt uns: Wo Grüner Punkt drauf steht, ist Abfall drin.

Doch für historisch größere Entsorgungsaufgaben sind die Müllarbeiter da. Allerdings tragen die keine grünen, sondern signalrote Jacken.

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