HaHo, Neue Internationale 101, Juni 2005

Wofür ist Franz Müntefering gut? Für Überraschungen. Bisher kannten wir nur die “normalen” Schrecken des Kapitalismus: Krisen, Kriege, Arbeitslosigkeit, Ausbeutung, Armut und das Wort zum Sonntag. Nun entdeckte Münte, der Alfred Brehm der SPD, die Schädlichkeit von Heu-Schrecken.

Jetzt kämpft Münte gegen böse ausländischen Investoren, die wie Heuschrecken über anständige deutsche Unternehmen herfallen. Deutsche Kapitalisten versuchen in der Regel ja alles, um Jobs zu erhalten, was auch die 5 Millionen arbeitslosen Ausnahmen beweisen.

Danke, Münte! Du hältst uns die ausländischen Abschneider vom Hals. Rationalisieren, Rausschmeißen und Absahnen können deutsche Kapitalisten schließlich auch selber.

Einen Haken hat Müntes Heuschrecken-Theorie aber doch. Die geflügelten Fresser tauchen meist ganz überraschend in riesigen Schwärmen auf und sind nicht auszumerzen. Kapitalisten dagegen gibt es schon lange, sie sind nur eine kleine Minderheit und es war auch schon gelungen, sich ihrer in einigen Ländern ganz zu entledigen.

Müntes zweiter Coup war die Ankündigung von Neuwahlen. Clever, wie er ist, dachte er, dass die Bundestagswahlen stattfinden müßten, so lange es die SPD noch und die neue Linkspartei noch nicht gibt.

Trotz des noch fehlenden Leibes hat die neue Linke schon zwei Köpfe: Lafontaine und Gysi. Beide standen schon im Ring des politischen Kampfes - um Richtung Gegner entschlossen das Handtuch zu werfen: Oscar als Finanzminister, Gregor als Berliner Senator.

Nun formieren diese erprobten Kämpfer ihre Streichel-Einheiten, um den Bundestag oder wenigstens dessen Kantine zu stürmen. Da beide kein antikapitalistisches Programm wollen, sollten sie sich wenigstens neue weiße Handtücher besorgen - als Kapitulationsfahne. Die 5%-Hürde könnten Gysi und Lafontaine sogar überspringen, doch vor dem Hindernis Kapitalismus werden diese zwei besten Pferde im Reformistenstall zurückscheuen - 100%ig!

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Nr. 101, Juni 2005

	Zwischen Pest und Cholera: Neue Wahl fürs Kapital
	Heile Welt
	Die Linke und das Wahlbündnis: Zwischen Opportunismus und Sektierertum
	Parteitag der WASG: Eine verpasste Chance
	Gegen die Schließung des Berliner BSH-Werks: BSH im Schleudergang
	Aktionen an der Uni Kassel: Kampf dem Bildungsklau!
	U-Bahn-Streik in Buenos Aires: Arbeitszeitverkürzung erkämpft
	Wahlen in Britannien: Blaues Auge für Blair
	Nach dem Nein in Frankreich: Welche Alternative zum Europa der Bosse?
	EU-Referendum in Frankreich: ArbeiterInnen sagen NON

(Die restlichen Artikel der NI101 werden demnächst auf dieser Seite erscheinen.)

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