HaHo, Neue Internationale 110, Mai 2006

In den Zeiten der Vogelgrippe wird Fliegen zum Problem, auch das durch den Strafraum. Ob Lehman oder Kahn, der „Titan“, bei der WM auf dem Strich steht, ist den Medien natürlich wichtiger, als ein paar tausend Leute, die aus der Firma fliegen.

Wie Kahn vom Pech infiziert ist auch ein anderer Gigant: die Gewerkschaft ver.di. Sie hoffte auf die Kompromissbereitschaft ihrer Gegner, schoss sich damit aber ein Eigentor. Trotz hoher läuferischer Bereitschaft der Mannschaft gab es eine knappe Niederlage, weil Trainer Bsirske nur auf Unentschieden gespielt hat. Neben dem ernüchternden Resultat hat der Konflikt aber immerhin geklärt, was eigentlich der Name ver.di bedeutet: ver.di Führung hat, kann nicht gewinnen.

Und wer solche Freunde hat wie die Vögel von der IG Metall-Führung, braucht auch keine Vogelgrippe mehr. Anstatt die Kollegen von ver.di im Kampf zu unterstützen, wollten Peters und Co. nicht an ihrem tarifrunden Verhandlungskäfig anecken. Sie verzichteten auf einen Streik, der zusammen mit ver.di fast ein Generalstreik gewesen wäre. Aber eher streiken wohl tatsächlich die Generale, als dass die IGM-Führung einen Generalstreik vom Zaun bricht.

Stark infiziert ist die SPD. Sie verliert Mitglieder wie tote Tauben an Höhe. Auch die Kanzlerschaft Schröders hat sich in Luft, pardon: in Gas aufgelöst. Und die geschlossene Käfighaltung in Form der Großen Koalition fördert das Siechtum noch. Statt des erhofften Aufschwungs mit Platzeck gab es nur einen Hörsturz.

Auf Brandenburgs Deichgraf folgte die Pfälzer Reblaus Beck. Der kennt sich mit Weinen und mit dem Abstieg in den Keller, also mit der Situation der SPD, am besten aus. Bald hat die SPD mehr Ex-Vorsitzende als Mitglieder. Das Gute macht sich bekanntlich rar, warum nicht auch mal das nicht so Gute?