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    Für eine organisatorisch selbständige revolutionäre Jugendorganisation!

    Im folgenden Beitrag wollen wir anhand einiger Beispiele aus der Geschichte der Arbeiterjugendbewegung auf das Verhältnis von revolutionärer politischer Partei (oder Parteikern) und Jugendlichen eingehen und daraus praktische Schlussfolgerungen für die revolutionäre Arbeit heute ableiten.

    Im Deutschen Kaiserreich war die politische Betätigung von Jugendlichen weitgehend eingeschränkt. Das Reichsvereinsgesetz von 1908 verbot jede politische Aktivität aller unter 18jährigen. "Erziehung" und "Jugendpflege" sollte neben dem Staat ausschließlich den Kirchen und nationalistischen Verbänden überantwortet werden.

    Die Organisierung von Lehrlingen, von Kindern sowie junger Arbeiter und Arbeiterinnen war daher von Beginn an hart umstritten. Der Kampf fand jedoch nicht nur zwischen Staat und Arbeiterbewegung, sondern auch innerhalb der proletarischen Bewegung statt.

    Zwei Konzeptionen standen einander am Beginn des Jahrhunderts gegenüber. Rechts-Sozialdemokratische Parteivorstandsmitglieder wie Ebert und die Führer der Gewerkschaften lehnte selbständige Jugendorganisationen von Beginn an ab. Besonders die auf den Lohnkampf fixierten Gewerkschaftsführer fürchteten wie in der Generalstreikdebatte, dass die betriebliche und gewerkschaftliche Arbeit mit politischen Forderungen "überfrachtet" würde. V.a. fürchten sie, dass eine politische Jugendorganisation die Bildung einer organisatorisch eigenständigen und politisch radikaleren Gewerkschaftsjugend nach sich ziehen würde.

    Auf der anderen Seite standen die Linken in der Sozialdemokratie und viele junge Aktivisten. Dieser konnten am Mannheimer Parteitag 1906 auch eine Mehrheit dafür gewinnen, dass sich die SPD überall für die "Gründung und Weitereinwicklung von Jugendorganisationen" einsetzt.

    In den ersten Jahren dieses Jahrhunderts wurde die Freie Jugendorganisation (FJO) gegründet, die bald eine rege politische Tätigkeit entfaltete, gegründet. Ihre Mitgliedschaft war überwiegend proletarisch, die Hälfte bis zwei Drittel der Mitglieder waren unter 18 Jahre alt. Ihre wichtigsten Aktivitätsfelder bestanden im Kampf gegen Überausbeutung, für wirksamen Jugendschutz und gegen den zunehmenden Militarismus.

    Anders als die SPD und die Gewerkschaften verweigerte die FJO 1914 dem deutschen Imperialismus ihre Unterstützung und wurde auch prompt verboten. Das hinderte ihre Aktivisten, aus denen zahlreiche Mitglieder und spätere Führer von Spartakusbund, linker USPD und KPD hervorgingen, nicht, weiter in der Illegalität gegen den Kapitalismus und Krieg zu kämpfen.

    Karl Liebknecht war einer der entschiedensten Verfechter einer revolutionären, sozialistischen Mobilisierung der Jugendlichen. Er inspirierte die Gründung der FJO und war 1907 einer der Gründer der Sozialistischen Jugendinternationale. In Liebknechts programmatischen Schriften und Reden gibt er sowohl inhaltliche Gründe für die Notwendigkeit einer organisatorisch eigenständigen Jugendbewegung in politische Solidarität mit der revolutionären Partei an.

    "Zwei Punkte sind es, die allein den Organisationsbestrebungen der Jugend den Erfolg sichern: Selbständigkeit der Jugend und Pflege des Jugendschutzes. Erst die freien Jugendorganisationen, die aus der Jugend selbst entstanden sind, haben diesen Bedürfnissen der Jugend Rechnung getragen." (Liebknecht, Arbeiterbewegung und Jugendorganisation, Gesammelte Reden und Schriften, Band II)

    Und an seine Gegner in den Gewerkschaftszentralen gewandt:

    "Die Selbständigkeit der Jugendorganisation ist nicht so aufzufassen, dass die Jugend, ganz sich selbst überlassen, dahinvegetiert. Je stärker die Organisation anschwillt, um so mehr ältere Berater sind nötig. Aber in der Jugendorganisation muss die Demokratie herrschen. Die Jugend muss sich ihrer Leiter und Berater selbst wählen; diese müssen das Vertrauen der Jugend genießen." (Ebenda)

    Diese Bedeutung folgert Liebknecht nicht daraus, dass "die" Jugend immer und unabhängig von der politischen Entwicklung "radikaler" oder "linker" ist, sondern erstens aus der Stellung der Jugend im Kapitalismus, aus besonderen Formen der Unterdrückung. Zweitens – und auch das ist nur ein Ausdruck davon – wird die Bedeutung systematischer Jugendarbeit durch die Sozialdemokratie aus der Notwendigkeit des Kampfes gegen Militarismus und Kriegsgefahr gefolgert.

    "Die Erziehung der Jugend in diesem Geiste (des Sozialismus und der internationalen Solidarität; Anm. d. Autors) ist eine der wichtigsten Aufgaben des kämpfenden Proletariats, und die selbständige proletarische Jugendbewegung ist das wirksamste Mittel zu dieser Erziehung." (Liebknecht, Der Militarismus. Zweite Internationale Konferenz der Sozialistischen Jugendinternationale, Gesammelte Reden und Schriften, Band III)

    Im Ersten Weltkrieg

    Während des Ersten Weltkrieges sprachen sich die Sozialistische Jugendinternationale und viele nationale Jugendorganisationen gegen die Unterstützung "ihrer" herrschenden Klassen im imperialistischen Krieg aus. Die sozial-chauvinistischen sozialdemokratischen Parteien versuchten, diese Organisationen durch politischen, organisatorische und auch polizeiliche Mittel wieder unter Kontrolle zu bringen.

    Auf organisatorischer Ebene vollzog sich der Kampf vor allem darin, den Jugendorganisationen die organisatorische Unabhängigkeit streitig zu machen, um sie so unter die Disziplin des Klassenverrats zu zwingen. Die internationale Linke, besonders die Bolschewiki, unterstützten sozialistischen Jugend gegen diese Bestrebungen.

    "Bei dieser Sachlage in Europa (der Unterstützung des imperialistischen Krieges durch die Mehrzahl der Parteien der II. Internationale, Anm. d. Autors) fällt der Verbindung sozialistischer Jugendorganisationen die gewaltige und dankbare – dafür aber auch schwerer – Aufgabe des Kampfes für den revolutionären Internationalismus, für den wahren Sozialismus, gegen den herrschenden Opportunismus, der sich auf die Seite der imperialistischen Bourgeoisie geschlagen hat, zu." (Lenin, "Jugend-Internationale", LW, 23, S. 163)

    Lenin übersieht keineswegs die politischen Schwächen der jungen Genossen und Genossinnen. Aber er macht einen Unterschied zwischen deren Fehlern und jenen der linken Opportunisten, der Zentristen um Kautsky usw. Während letztere aufgrund systematischer politischer Schwächen, einer eingefleischten falschen Methode dazu kommen, mit dem Opportunismus der Mehrheitssozialdemokratie nicht klar zu brechen, so sieht er die Ursachen für politische Fehler der Jugend v.a. in der mangelnden Erfahrung. Während gegenüber den Zentristen rücksichtsloser politischer Kampf notwendig ist, so erfordert die Gewinnung der Jugend geduldige Aufklärung und die Entsagung jedes paternalistischen Gehabes.

    "Solchen Menschen muss auf jede Weise geholfen werden, ihren Fehlern muss man möglichst viel Geduld entgegenbringen, man muss sich bemühen, diese Fehler nach und nach in der Hauptsache nicht durch Kampf, sondern durch Überzeugung zu korrigieren. Es kommt oft vor, dass Vertreter der Generation der Erwachsenen und Alten es nicht verstehen, in richtiger Weise an die Jugend heranzutreten, die sich zwangsläufig auf anderen Wegen dem Sozialismus nähert, nicht auf dem Wege, nicht in der Form, nicht in der Situation, wie ihre Väter. Das ist einer der Gründe, warum wir unbedingt für die organisatorische Selbständigkeit des Jugendverbandes eintreten, nicht nur deshalb, weil die Opportunisten diese Selbständigkeit fürchten, sondern auch dem Wesen der Sache nach. Denn ohne vollständige Selbständigkeit wird die Jugend nicht imstande sein, sich zu guten Sozialisten zu entwickeln und sich darauf vorzubereiten, den Sozialismus vorwärtszuführen.

    Für die vollständige Selbständigkeit der Jugendverbände, aber auch für die volle Freiheit der kameradschaftlichen Kritik ihrer Fehler!" (Lenin, Ebenda, S. 164/165)

    Organisatorische Unabhängigkeit ungleich politische Autonomie

    Diese Politik wurde auch in der revolutionären Kommunistischen Internationale verfolgt bis zu ihrer "Bolschewisierung" unter Sinowjew verfolgt. Hier gilt es allerdings zwischen organisatorischer Unabhängigkeit und politischer Autonomie zu unterscheiden. Die Bolschewiki kämpften für die politische Unabhängigkeit von, genauer: den politischen Bruch mit der Zweiten Internationale keineswegs als Prinzip, sondern wegen ihrer Degeneration in den Sozialchauvinismus und Reformismus und weil die Jugendorganisationen in dieser Periode eine Vorreiterrolle im Kampf gegen den Opportunismus spielten.

    Nach dem Ersten Weltkrieg war die neu gegründete Kommunistische Internationale von einem wichtigen politischen Kampf um die Einheitsfronttaktik geprägt. In vielen kommunistischen Parteien und besonders in den Jugendorganisationen waren ultralinke Strömungen stark vertreten, die eine systematische Anwendung von Taktiken gegenüber sozialdemokratischen Parteien wie auch die Arbeit in den reformistisch geführten Gewerkschaften ablehnten.

    In diesem Kontext wurde die politische Unabhängigkeit der Kommunistischen Jugendinternationale und der Jugendsektionen vom Exekutivkomitee der KOMINTERN abgeschafft. Dieser bestand politisch zurecht auf die disziplinierte Anwendung von Programm und Politik der Kommunistischen Internationale auch in den Jugendorganisationen. Alles andere müsste, so der dritte Weltkongress der KI, zurecht, früher oder später zu Schaffung zweier kommunistischer Parteien in einem Land führen. Die politische Solidarität und Unterordnung unter die KI darf jedoch nicht der Aufgabe der organisatorischen Selbständigkeit verwechselt werden, wie die "Resolution über die Kommunistische Internationale und die Kommunistische Jugendbewegung" vom 12. Juli 1921 ausdrücklich feststellt.

    Das politische Zusammenwirken zwischen kommunistischer Jugendorganisation und Partei soll auch nicht durch Befehle und Direktiven, sondern durch enge organisatorische Verbindung herbeigeführt werden: gegenseitige Vertretung auf Leitungsgremien, wechselseitige Beschickung der Kongress und Konferenzen. In wichtigen politischen Streitfällen besteht eine Appellationsrecht der Jugendorganisation an die Internationale, wobei das Exekutivkomitee der KI in Absprache mit dem der Jugendinternationale das letzte Wort haben soll.

    Es wäre jedoch schematisch, daraus zu schließen, dass die politische Unabhängigkeit einer revolutionären Jugendorganisation nur für sich nach links bewegende Jugendgruppen reformistischer oder zentristischer Organisationen gelte und die politische Unterordnung das einzig mögliche Verhältnis von revolutionärer Partei und Jugend wäre.

    Vielmehr ist auch die Positionierung der KI im historischen Kontext politischer Aufgaben und Auseinandersetzungen innerhalb der revolutionären Arbeiterbewegung zu betrachten, v.a. dem Kampf um die disziplinierte Umsetzung der Einheitsfronttaktik. Diese taktische Disziplin wurde umso drängender, als es sich bei der KI um eine Masseninternationale und eine Massenjugendbewegung handelte und nicht um Propagandagesellschaften.

    Vollkommen zurecht hat Leo Trotzkis eine schematische Verallgemeinerung im obigen Sinne abgelehnt. So wies er in den 1930er Jahren die US-amerikanischen Trotzkisten der Socialist Workers Party, dass gerade in der Entstehungsphase einer revolutionären Jugendorganisation eine weitaus flexiblere Haltung nötig sei:

    "Es ist klar, dass die Jugend die Partei nicht ersetzen oder duplizieren kann. Aber das bedeutet nicht, dass wir die technischen Möglichkeiten hätten, die Jugend in jedem Fall daran zu hindern, die Partei zu ersetzten, wo die Jugendlichen denken, dass die Partei einer schlechten Linie folgt. Wie können die Autorität der Partei nicht mit einem Schlag, nicht mit einer Resolution etablieren. Wir können die Autorität der Partei nicht mit einem Beschluss schaffen. Wenn die jungen Genossen und Genossinnen zwei, drei, fünf oder zehn Mal die Erfahrung machen, dass die Partei klüger, erfahrener ist, dann werden sie mit ihrer Opposition zur Partei vorsichtiger und in den Formen der Opposition moderater sein. Jeder, der dann mit einem herablassenden Ton über die Partei spricht, wird sich dann isoliert führen oder in einem Klima der Ironie and das wird die Menschen erziehen.

    Was passiert, wenn wir an die jungen Genossen und Genossinnen mit einer generelle Konzeption herantreten, die etwa so lautet: ‚Ihr Jungen und Mädchen habt Euch gegen die Sozialistische Partei wacker geschlagen, weil es eine schlechte Partei war; aber wir sind eine gute. Vergesst das nicht! Ihr sollt uns keinen Widerstand leisten.‘ Wie können wir sie mit einer solchen Konzeption überzeugen? Sie ist vielmehr sehr gefährlich. Die Jugend sagt dann: ‚Ihr glaubt es ist eine gute Partei, aber wir glauben es nicht."

    ‚Ja wir sind gegen den Avantgardismus (der Jugend), sofern er sich geben uns richtet.‘

    Darauf werden sie antworten: ‚Ihr seid Bürokraten, nicht mehr und nicht weniger.‘ Das alles ist sehr gefährlich. Theoretisch ist es richtig, wie die Frage der Disziplin. Eiserne, stählerne Disziplin ist absolut notwendig. Aber falls der Apparat einer jungen Partei vom ersten Tag an eiserne Disziplin verlangt, kann er die Partei selbst verlieren. Es ist notwendig, das Vertrauen in die Partei insgesamt zu schaffen, denn die Führung der Partei ist nur eine Ausdruck ebendieser." (Trotzki, Towards a revolutionary youth organisation, Writings 1938-39, S. 121/122)

    Die Frage der politischen Unabhängigkeit kann daher nicht mit einer allgemeingültigen Formel beantwortet werden. Sie muss vielmehr von Standpunkt der Zweckmäßigkeit der Gewinnung junger Arbeiter und Lehrlinge, Schüler und Studenten für den revolutionären Kampf und eine revolutionäres Programm beurteilt werden.

    Wenn wir heute für eine Herangehensweise ähnlich der Trotzkis Ende der 1930er Jahre eintreten, also die Schaffung einer selbständigen revolutionären Jugendorganisation, so bedeutet das keinen Verzicht auf das Engagement der politischen Kaderorganisation, der Partei. Im Gegenteil, es ist eine notwendige Bedingung jeder revolutionären Jugendarbeit von organisierten Kommunisten, dass die Parteimitglieder in der Jugendorganisation für die politische Linie der Partei kämpfen.

    Über dieser Verbindung wird auch die Verbindung revolutionäre Partei – Jugendorganisation hergestellt. Über diese Schiene muss sich der Führungsanspruch der kommunistischen Organisation praktisch mit dem Mittel der Überzeugung bewähren.