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General-Motors
Wie weiter im Kampf gegen Schließungen?10.000e
haben am 20. Januar gegen die Entlassung tausender GM-Beschäftigter in
Luton, England, demonstriert. Zehntausende Automobilarbeiter in den europäischen
Tochterfirmen des US-Autokonzerns General Motors haben am Donnerstag, dem
25. Januar 2001, gegen den geplanten Abbau von Tausenden Stellen in europäischen
GM-Werken, vor allem bei Vauxhall, gestreikt und protestiert. Mehr als
40.000 Beschäftigte hatten an den einstündigen Protesten teilgenommen. Die
GM-Führung wurde aufgefordert, auf Kündigungen zu verzichten. "Die
Managementfehler dürfen nicht auf dem Rücken der Beschäftigten
ausgetragen werden". Der
Generalsekretär des Europäischen Metallgewerkschaftsbunds, Reinhard
Kuhlmann, nannte es
"menschenverachtend", dass Arbeiter vor ihrer Schicht aus dem
Radio erführen, dass ihr Werk geschlossen werden solle. Solidarität auch in Deutschland In
den Opel-Werken Rüsselsheim und Kaiserslautern wurde eine Stunde lang
nicht gearbeitet, in Bochum etwa 45 Minuten. Über 7.000 Opel-Mitarbeiter
gingen in Rüsselsheim auf die Straße. Die
IG Metall erklärte, nun sei die Solidarität aller europäischen
Standorte mit den englischen Kollegen gefordert: «Jedes Werk in Europa
könnte sonst ebenso demnächst betroffen sein», sagte der
IG-Metall-Bevollmächtigte Günter Lorenz. “Die geplante Schließung
des Werkes Luton und die damit verbundenen Massenentlassungen verstießen
gegen den bestehenden Standortsicherungsvertrag." Trotz
der Aktionen zur Solidarität mit den Arbeitern des britischen Werks
Luton, wo die Autofertigung eingestellt werden soll, teilte GM Europa
inzwischen mit, dass man an der Schließung der Autofertigung in Luton
festhalten werde. Im Fall der Schließung des britischen Vauxhall-Werkes
bis 2002 werden rund 2.000 Automobilarbeiter arbeitslos. GM,
der weltweit größte Autohersteller der Welt, will mehr als 16.000
Stellen streichen, davon etwa 5000 in Europa. Bei Opel ist in diesem Jahr
der Abbau von 1.700 Stellen geplant. Im vergangenen Jahr war der Absatz
von GM in Europa um mehr als acht Prozent eingebrochen, die Europa-Sparte
brachte im vierten Quartal 2000 463 Millionen Dollar (fast eine Milliarde
Mark) Verlust. Was ist wirklich erreicht worden? Während
Opel-Betriebsratsvorsitzende Franz mitteilte, dass nun Gespräche von GM
und Arbeitnehmerforum über die Zukunft des Werks Luton begonnen und die
Proteste die Führung von GM Europa an den Verhandlungstisch gebracht hätten,
erklärte GM Europa, der US-Konzern halte an der Einstellung der
Fahrzeugproduktion in Luton fest. Berichte,
dass GM darüber verhandeln werde, träfen nicht zu. Nach Angaben aus
Firmenkreisen war das Treffen im Rahmen des Arbeitnehmerforums in Zürich
ohnehin geplant. "Das GM-Management habe zugestimmt, mit den
Arbeitnehmervertretern bei einem weiteren Treffen generell über die Lage
zu diskutieren. (...) Aber die Absicht, die Fahrzeugproduktion in Luton zu
beenden, bleibt bestehen", teilte GM Europa mit. Unter
der Überschrift "Opel-Vorstand reagiert verärgert" berichtet
AP: "Der
Opel-Vorstand reagierte verärgert auf die Protestaktionen.
Arbeitsniederlegungen, die bei Opel zu Produktionsausfällen führten,
seien nicht das geeignete Mittel, die Situation der Mitarbeiter von
Vauxhall zu verbessern, erklärte das Unternehmen. In den vergangenen
Jahren sei sowohl bei Opel als auch bei General Motors immer wieder unter
Beweis gestellt worden, dass auch schwierigste Fragen ohne
Arbeitsniederlegungen gelöst werden könnten."
(Alle Zitate Donnerstag, 25. Januar 2001, 16:50 Uhr ap-meldung) Erreicht
wurde bisher also noch gar nichts. Zweifellos waren die Aktionen ein
wichtiger Schritt zur internationalen Mobilisierung. Warum aber täuschen
die Gewerkschaftsbürokratie und die Betriebsratsvorsitzenden wie Herr
Franz die Belegschaften, warum wird ein “Erfolg” – die
Verhandlungsbereitschaft des GM-Vorstandes – behauptet, der gar nicht
existiert? Ganz einfach. Weil die Bürokratie die Aktionen nur als Druckmittel nutzen will, um am Verhandlungstisch ein paar Brosamen auszuhandeln, statt international gegen die Entlassungswelle anzugehen. Diese Linie wird nicht nur in der BRD, sondern auch in Britannien verfolgt. 100.000e haben ihre Solidarität mit den GM-Arbeitern zum Ausdruck gebracht, die Belegschaft ist bereit zum Kampf gegen alle Entlassungen, zu Streik und Besetzung. Doch
welche Parole gibt die Gewerkschaftsführung in England aus? “Die
Lasten müssen gerecht verteilt werden” – sprich nicht die
Entlassungen als solche werden bekämpft, sondern deren “ungerechte”
Verteilung auf einzelne Werke. Eine solche Linie unterminiert
notwendigerweise die landesweite und internationale Solidarität, die sich
am 20. und 25. Januar gezeigt hat. Aber
damit nicht genug. Die Vertreter der drei Gewerkschaften, die Arbeiter bei
GM in Britannien organisieren, griffen zwar beredt die Bosse, die
“gesichtslosen Direktoren” an – das Wort Streik oder Besetzung
wollte ihnen nicht über die Lippen kommen. Dabei
läuft bei GM-Luton gerade eine Urabstimmung über den Streik. Doch nicht
einmal einen Aufruf mit JA zu stimmen, ließen die Gewerkschaftsbürokraten
von sich. Statt dessen wurde vage von “betrieblichen Kampfmaßnahmen,
falls notwendig” gesprochen. Angesichts
der laufenden Entlassungswelle fragt sich, welche Angriffe noch folgen
sollen, damit die Bürokratie “betriebliche Kampfmaßnahmen” befürwortet. Ein
unbefristeter Streik und die Besetzung des Werkes wären jetzt notwendig,
um die Wut, den Zorn der Beschäftigten und die Massensolidarität in
Britannien und Europa zu einer erfolgreichen Aktion weiterzutreiben. Eine
Besetzung in Luton wäre eine hervorragende Ausgangsbasis, den Kampf gegen
die Entlassungspläne international auszuweiten und zu koordinieren. Wie
schon die Aktionen gegen die Auswirkungen der Fusion GM-Fiat zeigten, ist
dabei auf die Bürokratie wenig Verlass. Die Belegschaften brauchen gewählte
und abwählbare Aktions- und Streikkomitees zur Organisierung dieser Kämpfe
und um ihre Führer und Führerinnen jederzeit kontrollieren zu können. Dazu
brauchen wir eine Koordination der kämpferischen Teile in allen GM-Werken
wie in der gesamten Automobilindustrie, eine internationale Basisbewegung,
die nicht nur die Bürokratie kritisiert, sondern auch in der Praxis ein
alternative Führung aufbaut.
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