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ÖSTERREICH: GROSSER ERFOLG DER ANTI-NAZI-DEMO
AM 13.4. Mehr
als 5000 AntifaschistInnen, großteils Jugendliche, zogen am 13.4.2002 durch
Wien, um einen wehrmachtsverherrlichenden Naziaufmarsch zu verhindern. Mit
Losungen wie "Keinen Fußbreit den FaschistInnen", "Hinter dem
Faschismus steht das Kapital ..." und antifaschistischen Liedern zog die
Demonstration ab ca 13:00 lautstark von Westbahnhof/Oper aus Richtung
Heldenplatz. An
genau diesem Platz, wo vor wenigen Jahrzehnten noch Hitler den Anschluss Österreichs
an das Großdeutsche Reich verkündete, war den Nazis ihre Kundgebung genehmigt
worden. Die Anfangs gespaltene Demonstration vereinte sich noch auf der
Mariahilferstrasse, um dann gemeinsam weiterzuziehen. Angesichts der gewaltigen
Größe der Demonstration machte die Polizei keinerlei Versuche, sie am für die
Polizei taktisch ungünstigen Ende der Mariahilferstrasse (zu große Plätze, zu
breite Strassen..) zu stoppen. Als
die Demonstration rasch den Heldenplatz erreichte, wurde auch schon der erste
Versuch gestartet, die Tretgitter-Absperrung der Polizei zu überwinden, genauer
gesagt wurden die Tretgitter von mehreren DemonstrantInnen umgerissen, woraufhin
sich selbige DemonstrantInnen leider panisch zurückzogen, anstatt zu versuchen,
geschlossen auf den Heldenplatz zu gelangen. Wenn, dann wäre das die beste
Chance gewesen durchzubrechen. Die Polizei richtete die Tretgitter wieder auf,
die Demonstration sammelte sich, Ketten wurden gebildet, auf Veranlassung von
Linkswende und SJ wurden unsinnigerweise Fahnen und Lollipops der 1. Kette
abgesammelt, was wohl eine Art stümperhafte Deeskalationstaktik darstellen
sollte. Als SprecherInnen der Linkswende dann noch verlangten, dass sich die
DemonstrantInnen auf den Boden setzen sollten, widersprachen wir ihnen heftig,
da dies in dieser gespannten Situation bei einer Attacke der Polizei zu fatalen
Auswirkungen auf Seiten der Demonstration geführt hätte. Wenige Momente darauf
fuhren 3-4 Krankenwägen zwischen DemonstrantInnen und Tretgitter/Polizeireihe,
was makaber wirkte, aber taktisch nicht so schlecht war, da dadurch für kurze
Zeit ein Puffer zwischen Polizei und Demonstration entstand. Polizei
und DemonstrantInnen standen sich eine Weile gegenüber, Farbeier flogen, Fäuste
wurden geschüttelt, die Demonstration zog aber bald darauf unverrichteter Dinge
weiter, auf das nächste, auf den Heldenplatz führende Tor zu. Durch die Gitte,
die den Heldenplatz umgeben konnte, mensch wenige Blick auf die Nazi-Kundgebung
werfen, welche mit rund 120 TeilnehmerInnen lächerlich wirkte und sehr zur
Erheiterung der Demonstration beitrug. Das zweite Tor war zwar anfangs
freundlicherweise geöffnet und war unbewacht. Einige Menschen stürmten auch
auf den Heldenplatz, wurden von Knüppeln und Pfefferspray einsetzenden
PolizistInnen allerdings sehr schnell eines "besseren" belehrt,
woraufhin die Demonstration Richtung Ballhausplatz weiterzog. Auch
dort war nichts zu machen. Also machte die Demonstration kehrt und zog wieder
zum zweiten Tor, das die Polizei inzwischen geschlossen hatte und wo eine Reihe
PolizistInnen ein Wasserwerfer aufgestellt worden waren. Im Verlauf der nächsten
Stunde wurde immer wieder versucht, das Tor zu öffnen, was mal mehr und mal
weniger Erfolg hatte. Die Polizei setzte massivst Pfefferspray und Wasser aus
ihrem Wasserwerfer ein, konnte die DemonstrantInnen jedoch nicht davon abhalten,
weiterhin das Tor zu belagern und der Reihe PolizistInnen und vor allem dem
Wasserwerfer mit Wurfgeschossen zuzusetzen. Nachdem
das eine ganze Weile so hin und her ging, bemerkte die Polizei wohl, dass ihnen
früher oder später das Wasser ausgehen musste und ihnen diese Taktik daher
nicht mehr gewinnbringend genug sein konnte. Also sperrte sie die Strasse ein
wenig links des Heldenplatzes ab (Richtung Parlament) und begann mit
Spezialeinheiten in die Demonstration zu prügeln, welche sich daraufhin zurückziehen
musste. Mehrere DemonstrantInnen brachen unter dem Hagel der Polizeiknüppel
verwundet zusammen, die Größe der Demonstration blieb jedoch unverändert - es
warteten nach wie vor mehrere tausend Menschen vor den Toren des Heldenplatzes.
Die Polizei eskortierte zeitgleich die 120 Nazis vom Heldenplatz weg. Kurz
darauf konnte die Demoleitung mit der Polizei aushandeln, dass die Demonstration
auf den Heldenplatz einziehen durfte, was politisch wenigstens einen
"Wiedereroberungseffekt" des Platzes bedeutete. Zum Abschluss fanden
noch einige Reden statt, unter anderem von ArbeiterInnenstandpunkt und Revolution. Ein
kurzes, aber bezeichnendes Ereignis fand statt, als ein Demonstrant sich zu
einem der Büsche auf dem Heldenplatz begab, um zu pinkeln. Ein Polizist
verlangte seinen Ausweis und versuchte ihn mit zwei weiteren ihm zu Hilfe
kommenden ’Amtsorganen’ zu verhaften. Daraufhin befreite eine Gruppe
DemonstrantInnen ihren Freund aus den Klauen der Polizei. Der Hund eines der
Demonstranten biss in diesem Handgemenge einem Polizisten in die Wade, woraufhin
selbiger seine Pistole zog, entsicherte und auf die inzwischen angewachsene
Gruppe DemonstrantInnen richtete. Wenige Sekunden darauf fuhren auch schon fünf
Spezialkommandobusse vor, Spezialeinheiten sprangen heraus und kamen ihren
KollegInnen zu Hilfe. Die Situation entschärfte sich jedoch kurz darauf wieder
und die Polizei zog ab, ohne jemanden zu verhaften. Politisch
war die Demonstration ein eindeutiger Erfolg. Die enorme Überlegenheit der
AntifaschistInnen gegenüber den FaschistInnen machte sich deutlich im Kräfteverhältnis
bemerkbar. Die wenigen Nazis, die sich auf den Heldenplatz wagten, schissen sich
gehörig an, als die Auseinandersetzungen zwischen DemonstrantInnen und Polizei
losgingen. Die ca. 60 mal stärkere Linke konnte klar machen, dass FaschistInnen
auf Wiens Strassen keinen Auftrag haben. Ein kleiner Wermutstropfen ist zwar,
dass die Nazis einige Minuten auf der Kärntnerstrasse marschierten (um nach 1-2
"Sieg Heil"-Rufen und Stechschrittmanövern fluchtartig die nächste
U-Bahnstation aufzusuchen), doch auch das kann das Bild eines klaren Erfolgs
unsererseits nicht trüben. Die
Zusammenarbeit innerhalb des antifaschistischen Bündnisses war gut. Es wurde
zwar unsinnigerweise von Israelverherrlichenden Gruppen wie der ÖKOLI (u.a.)
eine Spaltungspolitik betrieben, doch selbst dies konnte den zahlenmäßigen
Erfolg der Demo nicht schmälern. Wohl hätte die Demonstration schneller am
Heldenplatz sein können wenn es nur einen Zug gegeben hätte und nicht zwei,
womit wir auch mehrere Nazis davon hätten abhalten können, den Heldenplatz zu
betreten, doch auch das ist im Nachhinein betrachtet bestenfalls ein
Wermutstropfen. Zu kritisieren ist, dass keine DemosanitäterInnen mit
ausreichendem Material organisiert wurden, dass die OrdnerInnenzusammenarbeit
(vor allem von der Linkswende, die so gut wie alle Bündnisabmachungen gebrochen
hat und u.a. plötzlich behauptete alle ihre Mitglieder wären OrdnerInnen ...)
nicht so perfekt klappte. Auch das MelderInnensystem sollte verbessert werden.
Weiters ist es Unsinn, wenn DemonstrantInnen die pazifistisch/militant sind sich
wechselseitig gegenseitig attackieren, da sie die Methoden der jeweils anderen
ablehnen, darüber aber das gemeinsame Ziel aus den Augen verlieren. Wir
dürfen nun keinesfalls aufhören, gegen Naziaktionen mobil zu machen und uns
auf den Lorbeeren Demonstration ausruhen. Wir müssen weiterhin gegen jegliche
Aktionen der Nazis mobil machen. Wir müssen ihnen eindeutig und unmissverständlich
zeigen, dass sie auf unseren Strassen nichts verloren haben. Die Demo am
13.04.2002 war dafür ein guter Auftakt, aber nicht mehr. Am 8. Mai z.B. will
der Ring Fasch ... ähm ... Freiheitlicher StudentInnen (RFS) auf der Uni eine
Podiumsdiskussion mit Claus Nordbruch, einem Südafrikanischen Alt-Nazi,
abhalten und danach zum Heldenplatz marschieren, um die "gefallenen
Helden" zu ehren. Wir müssen gemeinsam diese Veranstaltung verhindern! Kontakt-Email an: |
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