Neu Marxistische Theorie Jugend Termine Archiv
Gewerkschaften Internationalismus Frauen Antifaschismus

 

METALLSTREIK NACH DEM ERSTEN MAI:

ALLE IN DEN STREIK!

 

Die MetallerInnen sind zum Kampf bereit. Mit einem klaren Votum endete die Urabstimmung. In Baden-Württemberg stimmten 90% für den Streik, in Berlin-Brandenburg 86%.

Die Wut in der Bevölkerung, die Kämpfe in anderen Sektoren (Bau, öffentlicher Dienst, Druck) bieten eine hervorragende Basis, den Unternehmern eine empfindliche Niederlage beizubringen und die Arbeiterklasse insgesamt zum Kampf gegen die Regierung und die Kapitalisten aufzurufen.

Die Aktionsbereitschaft drückte sich auch in einer deutlich größeren Beteiligung an den Mai-Aufmärschen des DGB aus. Bundesweit nahm eine halbe Million an den Demonstrationen und Kundgebungen teil. Neben Würstchen und Bier wurden die ArbeiterInnen aber allzu oft mit lauen Reden abspeist.

Die Gewerkschaftsführer – inklusive IG Metall-Chef Zwickel - wurden nicht müde, zu betonen, dass sie den Streik gar nicht wollten. Ein schnelles Ergebnis sei das Ziel – notfalls mit Schlichtung.

Die Gewerkschaftsbürokratie – im Fall des Metallerstreiks der Hauptvorstand – hat die Taktik auch so angelegt, dass der Streik möglichst nicht aus dem Ruder läuft, dass eine „schnelles Verhandlungsergebnis“ möglich ist. Aber was heißt das? Es heißt, dass die Kampfkraft nicht eingesetzt wird, das bestmögliche rauszuholen, also wirklich die 6,5% zu erkämpfen, sondern rasch zu einem „vernünftigen“ Kompromiss knapp über der 4-Prozent-Marke zu kommen. Dafür haben die MetallerInnen in der Urabstimmung nicht gestimmt!

Die „flexible“ Streiktaktik der Bürokratie dient allerdings genau dazu. Betriebe sollen rotierend die Arbeit niederlegen und nach ein, zwei Tagen wieder an die Arbeit gehen, um – eventuell – ein paar Wochen später wieder rauszukommen. Betriebe mit wichtiger Fernwirkung werden rausgehalten, weil die Bürokratie die Aussperrung und damit die Ausweitung des Kampfes fürchtet.

Statt dagegen alle – d.h. auch die übrigen Tarifbezirke – in den Kampf zu ziehen und den Streik landesweit zu organisieren, bleiben wichtige Betriebe wie BMW in Berlin-Brandenburg außen vor.

Die flexible Streiktaktik hat eine Reihe von Nachteilen. Anders als unbefristete Streiks verunmöglicht sie das Aufkommen eines starken Solidaritätsgefühls. Sie erschwert es, den Streik mit öffentlichen Aktionen in der Stadt oder im Stadtteil, mit anderen kämpfenden ArbeiterInnen und Arbeitslosen zu verbinden. Sie blockiert wichtige Politisierungs- und Radikalisierungsmöglichkeiten.

Das Argument der Bürokratie, dass durch die neue Taktik mehr ArbeiterInnen in den Kampf gezogen würden, ist ebenso lau. Wer hindert sie denn daran, alle rauszuholen, sowohl aus den großen, kampfstarken Betrieben als auch aus den „schwächeren“? Wenn die kampfstarken Betriebe dauerhaft dicht gemacht werden, steigert dies das Selbstvertrauen und die Zuversicht der übrigen ArbeiterInnen und dann ist es auch leichter, die schlechter organisierten Betriebe zu bestreiken und Solidaritätsdelegationen zu diesen Betrieben zu entsenden.

Das wollen aber die Bürokraten nicht – und damit ist zuerst der Hauptvorstand der IG Metall gemeint. Natürlich gibt es auch Widerstände von Betriebsräten, von sozialpartnerschaftlich orientierten örtlichen Funktionären, die den Kampf nicht effektiv führen wollen. Aber diese Widerstände werden durch die Taktik der Gewerkschaftsführung selbst hervorgebracht  und ermutigt und dienen in diesem üblich üblen Spiel dann wieder als Argument für eine „flexible“ Taktik.

Diese Taktik der Bürokratie hat allerdings auch einen banalen politischen Grund: die Bindung der Spitzen an die Sozialdemokratie. Eine kurzer Streik, der zum Dampfablassen reicht und zu einem für „alle“ erträglichen Kompromiss führt, soll dazu führen, dass der SPD ein Blankoscheck für die nächsten Wahlen ausgestellt wird.

Das haben Zwickel und andere Gewerkschaftsführer schon klar gemacht. Auch am 1. Mai kam das wieder raus.

Die Streichung das streikbehindernden und gewerkschaftsfeindlichen Paragraphen 116 AFG hat Zwickel zwar wieder gefordert, aber nicht jetzt und sofort, sondern nach den kommenden Wahlen!

Gegen die Taktik der Bürokratie muss von unten organisiert Druck gemacht werden. Das ist die zentrale Aufgabe der Gewerkschaftslinken im gegenwärtigen Stadium. Konkret heißt das:

 

- Volle Mobilisierung für die 6,5%! Alle in den Streik! Keine Schlichtung! Keine Verhandlungen hinter dem Rücken der Streikenden! Kein Abschluss, keine Streikende ohne vorherige Zustimmung der Mitglieder!

- Der Streik muss von den Streikenden kontrolliert werden. Einbeziehung der Unorganisierten in den Kampf! Regelmäßige Versammlungen in den Abteilungen und Betrieben! Wahl von Streikkomitees, die allen Streikenden verantwortlich sind und von diesen auf jeder Versammlung neu gewählt werden können!

- Einberufung einer Konferenz der Vertrauensleute und Streikführungen in den Kampfbezirken, um die Streiktaktik zu beraten, zu diskutieren und den „Flexi-Streik“ durch einen unbefristeten Flächenstreik zu ersetzen!

 

Zurück zur Homepage

Kontakt-Email an:
gam@arcormail.de