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Ausverkauf
in Baden-Württemberg: Dafür
haben wir nicht
gekämpft! Der "kräftige Schluck" aus der Lohnpulle
ist ein Tröpfchen geworden. Mit 4,0 Prozent hat die Verhandlungskommission der
IG Metall in Baden Württemberg abgeschlossen - mit schöngerechneten 4,0%. Der
Tarifvertrag soll eine Laufzeit von 22 Monaten haben. In den ersten beiden wird
es eine Nullrunde geben. Für den Mai eine Einmalzahlung von 120 EURO. Für die
folgenden 12 Monate sind 4% und 3,1 Prozent für weitere sieben vorgesehen. 0,9 bzw. 0,6 Prozent sollen nicht in die Lohnstruktur
eingehen. Sie sollen nur für 12 bzw. 7 Monate ausbezahlt werden, gehen also
nicht als Ausgangsbasis für die nächste Lohnrunde ein, sondern werden zur
Finanzierung des Entgeltrahmentarifs verwendet. Für dieses Ergebnis haben die ArbeiterInnen,
Angestellten und Azubis nicht gestreikt! Dafür haben die MetallerInnen bei der
Urabstimmung nicht gestimmt! In Wirklichkeit liegt der Abschluss gerade so über
der geschätzten Inflationsrate. Eine kräftige Lohnerhöhung sollte ein Ende der
Umverteilung von unten nach oben einleiten. Nichts ist daraus geworden. Die
Unternehmerverbände, der Kanzler und die Gewerkschaftsspitzen sind zufrieden,
die Interessen der Lohnabhängigen auf der Strecke geblieben. An den Warnstreiks und Streiks haben sich die Beschäftigten
massiv beteiligt. Die Stimmung war kämpferisch und zuversichtlich - und das aus
gutem Grund. Hunderttausende MetallerInnen haben bewiesen, dass die Gewerkschaft
eine Kampforganisation ist, das sie den Unternehmern Dampf machen kann. Ausverkauf Dass in dieser Lohnrunde nicht weit mehr für die
Beschäftigten, aber auch für alle anderen, deren Einkommen an das Lohnniveau
gebunden sind (Arbeitslose, Rentner), rausgeholt wurde, liegt nicht an den
Streikenden. Es liegt an der Führung. Sie - und niemand sonst - trägt dafür
die politische Verantwortung! Die IG Metall-Führung hat den schlechten Kompromiss
nicht nach hartem Kampf zugestimmt, sie hat ihn gewollt. Sie hat schon im
Vorfeld klar gemacht, dass ihr ein mäßiger Abschluss lieber ist, als eine
heftiger Arbeitskampf. Der Grund ist klar: Die politische Unterordnung unter
die Regierung und die Unternehmer. Dem Kanzler sollte durch einen langen Streik
der Wahlkampf nicht zusätzlich vermiest werden. Die Interessen der
"Gesamtwirtschaft" sollten ebenso berücksichtigt werden, wie jene der
Beschäftigten. Aber das Interesse der "Wirtschaft" - d.h.
im Klartext: der Kapitalisten - ist dem der Arbeitenden entgegengesetzt. Ihre
Profite sind umso größer, je geringer die Löhne. Wer beide Interessen
zufrieden stellen will, macht sich etwas vor. Er arbeitet denen zu, die heute am
längeren Hebel sitzen, den Eigentümern der Produktionsmittel, die sich die
Arbeit anderen in Form des Mehrwerts aneignen. Die Politik der Gewerkschaftsführung und der schändliche
Abschluss, der ohne Not gemacht wurde, helfen den Unternehmern nicht nur
finanziell. Sie untergraben auch die Kampfkraft in anderen Branchen und für zukünftige
Kämpfe. Sie ermutigen die Unternehmer und die Regierung, den nächsten
Horrorkatalog, das nächste Sparpaket, die nächste Privatisierung vorzunehmen. Mit dem Abschluss ist die IG Metall-Führung nicht
nur ihren Mitgliedern, sondern allen Lohnabhängigen in den Rücken gefallen -
den Beschäftigten in weniger organisierten Branchen, die jetzt im Tarifkampf
stehen, den Beschäftigen im öffentlichen Dienst, die von Kürzungen bedroht
sind. Was tun? Für alle IG-Metall-Mitglieder, die den Ausverkauf
der Bürokratie nicht mitmachen und nicht weiter hinnehmen wollen, stellt sich
die Frage: Was tun? Frust, Ärger - all das sind verständliche
Reaktionen. Aber die Wut muss einen organisierten Ausdruck bekommen. Sie braucht
eine politische Perspektive oder sie geht ins Leere. Unmittelbar heißt das, gegen die Annahme des
Abschlusses durch die IG Metall-Führung Front zu machen. Nein zum Abschluss bei
der Urstimmung! Jede Neinstimme ist eine Stimme gegen den Ausverkauf der
Gewerkschaftsbürokraten. Versammlungen der Belegschaften, der Vertrauensleute,
um über die neue Situation zu diskutieren und den Widerstand gegen die Annahme
des Abschlusses zu organisieren! Koordiniert den Widerstand zwischen den
Betrieben und auf bundesweiter Ebene! Bombardiert den Hauptvorstand und die
Tarifkommission mit Protesten gegen den Abschluss! Die Gewerkschaftsdemokratie ist auch in dieser
Tarifrunde kräftig unter die Räder gekommen. Die Verhandlungen wurden hinter
dem Rücken der Mitglieder geführt. "Selbstverständlich" wurde der
Streik in Baden-Württemberg noch vor Bestätigung durch eine Urabstimmung
ausgesetzt. Diese wird die Bürokratie mit größter Wahrscheinlichkeit gewinnen
- reichen ihr doch schon 25 Prozent, um ihr Ergebnis durchzukriegen. Selbst wenn
drei Viertel der Gewerkschaftsmitglieder gegen den Abschluss stimmen sollten, wäre
er trotzdem "angenommen". Damit ein solcher Ausverkauf in Zukunft verhindert
werden kann, heißt es, mit der Politik der IG- Metall-Führung zu brechen. In
den Gewerkschaften brauchen wir eine bundesweite, klassenkämpferische
Basisbewegung, die für eine neue Führung kämpft. Den Aufbau einer solchen
Bewegung müssen wir jetzt in Angriff nehmen, indem wir kämpferische
Vertrauensleute und GewerkschafterInnen aus den Betrieben und die
Gewerkschaftslinke bundesweit zu einer aktionsfähigen Opposition auf Grundlage
eines Aktionsprogramms zur Verteidigung der Interessen aller ArbeiterInnen
zusammenführen. Kontakt-Email an: |
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