HaHo, Neue Internationale 152, September 2010

Wer in Physik aufgepasst hat, weiß, was eine Halbwertszeit ist: die Zeit, in der die Menge eines radioaktiven Nuklids auf die Hälfte gesunken ist. Bei Uran 235 beträgt sie z.B. 704 Millionen Jahre, also etwa so lange, wie der Ausstieg aus der Atomenergie dauern wird - zumindest wenn es nach deren Erzeugern geht.

Schwarz/Gelb hält am Atom-Kompromiss weiter fest. Während der Ausstieg vermauert wird, fließt der Atomstrom weiter. Sehr flüssig sind deshalb die Energiekonzerne, denn deren Meiler erzeugen neben dem Atomstrom auch einen riesigen Geldstrom. Geld und Atommüll haben ja gemeinsam, dass sie absolut sicher gelagert werden können - in Fonds oder Salzstöcken.

Von Gorleben zum Vorleben. Als gelernte Physikerin weiß Merkel, dass Energie nicht verschwinden kann. Deshalb muss es weiter Atomenergie geben, umso mehr, als die Regierung von den kernigen Gewinnen ein paar Steuer-Elektronen abbekommt. Experten nennen das „Atombindung“.

Kernenergie ist für die Regierung eine Technologie des Übergangs, also werden auch ihre Risiken einfach übergangen. Verständlich, denn wer mit Westerwelle regiert, hat schon genug Risiko.

Den Kernspaltern gehen zwar bald die Uranerz-Vorkommen aus, doch nicht die Argumente. Die Abschaltung der Kernkraftwerke würde den Strompreis ändern. Allerdings! Ohne die massiven Staats-Subventionen für Bau, Forschung, Erschließung, Lagerung usw. wäre Strom grüner und vielleicht sogar billiger.

Billig sind derzeit v.a. die Pro-Atom-Argumente in den Anzeigen der Zeitungen. Die Presse ist zwar von Parteien unabhängig - aber nicht von den Konzernen. Geld aus Atomstrom haben die ja genug, um Anzeigen für Atomstrom zu lancieren. Das nennt man einen geschlossenen Stromkreis.#

Blanker Unsinn sind dagegen Vorschläge zum Energiesparen, denn Strom, der eingespart wird, kann man nicht verkaufen. Außerdem müsste viel mehr eingespart werden als nur Strom, z.B. Konzerne, das Profitstreben und der Kapitalismus.

Leserbrief schreiben   zur Startseite