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Mahle-Konzern

Übernahme auf Kosten der Belegschaft

Karl Olben, Neue Internationale 149, Mai 2010

Behr ist ein Familien-Unternehmen der größeren Art: 17.000 Beschäftigte weltweit hat der Kühlerspezialist - oder hatte, denn auch er hat schon fleißig Arbeitsplätze vernichtet. Die Zentrale liegt in Stuttgart-Feuerbach unweit von Bosch und Porsche. Auch die Zentrale von Mahle in Cannstatt ist keine 5 Km entfernt. Dieser Autozulieferer, der mit Kolbenproduktion begann und heute auch Motorenteile wie Pleuel, Nockenwellen, Ventile und Filter aller Art herstellt, will in drei Jahren die Mehrheit an Behr übernehmen. Derzeit hält die Familie noch 77%.

Im Februar hatte es mit der Übernahme von 60% der Industrietechnik begonnen, also Kühlungen etwa für Schienenfahrzeuge oder Baumaschinen. Auch Mahle produziert Kolben für Großmotoren und Filteranlagen für Schiffe.

Die jetzt geplante Übernahme aber schafft einen deutlich größeren Autozulieferer. Um das zu stemmen, sollen die Beschäftigten bluten. 1.400 Arbeitsplätze will Mahle-Boss Junker in Westeuropa streichen, davon 800 in Deutschland. 650 wurden schon im letzten Jahr vernichtet. In Gaildorf soll die Gießerei geschlossen werden, auch das Werk in Barsinghausen soll dichtgemacht werden. Nun ist das Werk in Wustermark bei Berlin akut von der Schließung bedroht.

Personalabbau

Auch bei Behr ist massiver Personalabbau geplant. In Stuttgart soll mit dem Werk 8 auch die letzte Produktionsstätte zugemacht werden, weitere Hunderte von Arbeitsplätzen in Entwicklung und Verwaltung sowie an den Standorten Kornwestheim und Reichenbach sollen wegfallen. Die Produktion wird Richtung Osteuropa und Asien verlagert. „Mahle will dieses Jahr den Umsatz von 3,8 Mill wieder auf 4,5 Mill steigern. Zu Jahresbeginn erzielte Mahle die größten Zuwächse in Südamerika und Asien, das geringste Plus kam aus Deutschland und Europa.“ (Stuttgarter Nachrichten, 20.4.)

So löst das Kapital die Krise: Es werden Produktionskapazitäten vernichtet und damit Arbeitsplätze. Die Löhne werden gedrückt, v.a. durch Verlagerungen. Investiert wird nicht in Produktion, sondern in Stillegung. Die Großen fressen die Kleinen. Die Massen zahlen die Krise.

Die Empörung bei denjenigen, deren Arbeitplätze bedroht sind, ist groß. Was aber sagt die IG Metall? Die Übernahme sei positiv, denn Mahle sei keine „Heuschrecke“, hieß es schon im Februar. Ansonsten wird bei Behr über den Abbau verhandelt, bei Mahle über eine neue „Standortsicherung“. Was das bedeutet, zeigt der letzte „Sicherungsvertrag“, an dessen Ende die faktische Schließung von Alzenau stand.

Dagegen ist eine Konferenz der gewerkschaftlichen Vertrauenskörper aus allen Standorten beider Konzerne, auch der ausländischen, nötig! Ein gemeinsamer Kampfplan muss erstellt werden: Keine Entlassung, kein Personalabbau, keine Schließung!

Die Zahlen müssen auf den Tisch: Die Behr-Familie gehört zu den reichsten zehn Familien in Deutschland. Wir wollen wissen, was sie in den letzten Jahren alles abgezogen hat!

Die IG Metall redet von „Industriepolitik“. Was wir brauchen, ist eine Arbeiterpolitik, ist konsequentes Handeln, um die Kapitalisten zu stoppen, die die Krise auf unseren Rücken lösen wollen.

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Nr. 149, Mai 2010
*  Erster Mai: Gemeinsam gegen Krise und Kapitalismus
*  Geschichte: Revolutionäre Wurzeln
*  Fascho-Provokationen: Nazi-Aufmärsche blockieren
*  Weltwirtschaftslage: Nach der Krise ist vor der Krise
*  Mahle-Konzern: Übernahme aus Kosten der Belegschaft
*  Daimler: Ausschlussverfahren stoppen!
*  Stuttgart 21: Die Stadt, die Zerstörung und der Profit
*  Programmentwurf der Linkspartei: Ein Linksschwenk?
*  Die Linken und das Programm: Zahme Kritiker
*  NRW-Wahl: Wählt DIE LINKE, aber organisiert den Kampf
*  Frauen: Die unheilige Familie
*  Kopfpauschale: Ende der gesetzlichen Krankenversicherung?
*  Interview Südasien, Teil 2: Klassenkampf und revolutionäre Perspektive
*  Indien: Politik und Wirtschaft
*  Heile Welt
*  Thailand: Aufstand der Rothemden