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Interview

Warnstreik am Uni-Klinikum Tübingen

mit Elke Lohmann, ver.di-Vertrauensfrau am Uni-Klinikum Tübingen
Infomail 175, 5. Juli 2004

Frage: Elke, Ihr habt am Dienstag, dem 1. Juni gegen die Arbeitszeitverlängerung gestreikt?

Elke: Ja, seit dem 01.06.04 enthalten neue Arbeitsverträge 41 Wochenstunden Arbeitszeit. Außerdem wurde das Urlaubsgeld gestrichen und das Weihnachtsgeld gekürzt. Nachdem Verhandlungsversuche der Gewerkschaft diese Verschlechterungen zurückzunehmen gescheitert sind, ist die Friedenspflicht seit Mitte Mai beendet. Die Gründe für den Warnstreik sind aber viel weiterreichender. Der Aufsichtsrat tagte an diesem Tag und hatte auf seiner Tagesordnung den Beschluss zum Ausstieg aus dem BAT, Ausbildungsplätze sollen abgebaut werden und die Privatisierung wird massiv voran getrieben. Es gab also einen Warnstreik und die Beteiligung war richtig Klasse! Ab morgens um 6 Uhr standen Streikposten vor den Eingängen, um zu mobilisieren, um 9 Uhr trafen sich dann alle.

Aus den Kliniken, die in der Innenstadt liegen, kam ein Demo-Zug hoch zu den Kliniken die auf dem Schnarrenberg sind. Das hat in der Öffentlichkeit gut gewirkt. In den OPs wurden alle Operationen abgesagt, nur Notfälle wurden behandelt, z.B. auch die Anästhesieärzte waren draußen. Die Stimmung war prächtig. Es gab Reden und jede Menge Grußadressen. Ich musste um halb elf dann meinen Notdienst antreten und konnte dann erst nachmittags für die Betriebsgruppe reden.

Frage: Ist das nicht schade, wenn die Aktionen unterbrochen werden?

Elke: Ja schon, aber wir haben das beste daraus gemacht, auch wenn die Spätschicht sich nicht mehr so stark beteiligt hat. Es war auch gut dann in meiner Abteilung in der Kinderklinik zu spüren, wie sehr alle Beschäftigten hinter der Sache stehen und auch die Patienten und Angehörige uns unterstützten. Im letzten halben Jahr sind wir jetzt etwa doppelt soviel ver.di-Mitglieder geworden.

Frage: Was habt Ihr erreicht?

Elke: Der Aufsichtsrat hat sich nicht getraut, an diesem Tag den Beschluss zu fassen, den BAT zu kündigen. Sie wollen eine Sondersitzung am 20 Juli machen. Sie wollen auch, dass alle 4 Uni-Kliniken im Land Baden-Württemberg gemeinsam kündigen. Deshalb müssen wir jetzt versuchen, dass die Beschäftigten in allen 4 Kliniken gemeinsam dagegen handeln. Es heißt, dass manche ihr Heil in einem Haustarifvertrag suchen. Das halte ich für falsch. Der BAT ist zwar schon sehr durchlöchert, aber wir sollten an dem Ziel fest halten, gleiche Bedingungen für alle zu erkämpfen und zu verteidigen. Das könnte z.B. ein Branchentarifvertrag für alle Krankenhäuser und Kliniken sein, egal ob bei den Ländern, den Kommunen oder bei privaten Trägern.

Frage: Danke für das Gespräch und viel Erfolg!

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