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8./9. Mai

70 Jahre Niederlage Nazi-Deutschlands

Frederik Haber, Infomail 819, 9. Mai 2015

Die politischen Offiziellen nutzen den Jahrestag der Kapitulation für politische Deklarationen, öffentlich wurde er in der BRD nie gefeiert. Für die (west)-deutsche Elite geht es dabei um eine vorsichtige Art der Geschichtsklitterung. Sie möchte für sich eine demokratische Kontinuität herstellen, die es nie gegeben hat. Die deutsche Bourgeoisie war fast komplett auf Seiten des Faschismus, abgesehen von dem jüdischen Teil ihrer Klasse, den sie gerne geopfert und an dessen Besitz sie sich bereichert hat: eine Fortsetzung der kapitalistischen Konkurrenz mit anderen Mitteln.

Das ständige Betonen von demokratischen und Freiheitswerten in den Reden und die Dankesworte an die Vertreter der westlichen Imperialisten zu solchen Anlässen haben die Aufgabe, nicht nur von der Verantwortung der deutschen Bourgeoisie abzulenken, sondern auch dem Faschismus die „Demokratie“ entgegen zu setzen, eine kapitalistische Demokratie allerdings.

Dem hat Max Horkheimer bereits 1939 entgegengesetzt: „Wer vom Faschismus redet, darf vom Kapitalismus nicht schweigen.“ Hitler war weder ein Mensch mit übernatürlichen Fähigkeiten noch der deutsche Faschismus ein Betriebsunfall der Geschichte. Er war die letzte Waffe der Bourgeoisie gegen die Revolution, die konterrevolutionäre Antwort auf die Novemberrevolution und das geeignetste Mittel, den Kampf um die imperialistische Weltherrschaft neu aufzunehmen.

Die Niederlage in dieser Schlacht prägt das peinliche Bekenntnis zu angeblichen Werten und Distanzieren von der eigenen Geschichte. Das deutsche Kapital tut so, als ob es 1939 bis 1945 einfach nicht dabei gewesen wäre.

Die Niederlage der deutschen Bourgeoisie 1945 erfolgte aber nicht nur durch die westlichen imperialistischen Konkurrenten, sondern auch und sogar vor allem die Sowjetunion. Obwohl bereits seit langem unter stalinistischer Diktatur stehend, waren es die arbeitenden Massen aller Völker der USSR, die unter unglaublichen Opfern die Faschisten zum Stehen brachten und ihnen dann eine Niederlage zufügten.

Das ist der deutschen Bourgeoisie noch peinlicher. Deshalb wird Stalingrad doch deutlich weniger gefeiert als der „D-Day“ und deshalb bemüht sich Merkel auch, Russland selbst aus dem heutigen Jubiläum raus zu halten.

Es geht aber nicht nur um Peinlichkeit. Die sowjetischen Massen kämpften nicht für „westliche Werte“. Sie kämpften auch nicht für die stalinistische Unterdrückung. Sie kämpften sogar gegen die Hindernisse, die die stalinistische Bürokratie im Kampf errichtete: die Liquidation von sozialistischen und kommunistischen Oppositionellen, die Säuberung der Armeeführung, das Vertrauen auf den Hitler-Stalin-Pakt anstatt auf Warnungen von KommunistInnen aus Polen und Deutschland, dass Hitler den Überfall plane, die Deportationen „verdächtigter“ Völker.

Sie kämpften, weil sie die große Errungenschaft der Oktoberrevolution verteidigten: die Enteignung des Kapitals. Sie wussten, dass die Nazis das Gemeineigentum sofort liquidieren würden. Sie wussten, dass diese die Völker der Sowjetunion und Osteuropas als „rassisch minderwertig“ betrachteten und allenfalls auf den Status von Arbeitssklaven drücken wollten. Deshalb haben gerade auch die Arbeitenden aus den Völkern, die innerhalb der USSR national unterdrückt wurden, gegen die Nazis gekämpft – wobei es natürlich auch Kollaborateure gab, wie den jetzt in der Ukraine wieder zu Ehren gekommene Stjepan Bandera, der die scheußlichsten Verbrechen für die Nazis und auch auf eigene Rechnung ausführte.

Dieser Kampf zur Verteidigung der Enteignung ist vor 25 Jahren endgültig verloren gegangen. Die stalinistische Bürokratie hatte ihre historische Mission, die Errungenschaften dem Imperialismus wieder auszuliefern, erfüllt – was für sie im Großen Krieg eben noch nicht möglich war.

Aber für KommunistInnen weltweit bleibt der Auftrag: der Kampf gegen den Faschismus muss zugleich ein Kampf gegen den Kapitalismus sein!

Es lebe der 8./9. Mai!

Es lebe die Weltrevolution!

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