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Naziaufmärsche in Bad Nenndorf und Bielefeld

Teilerfolg für die Antifa

KorrespondentInnen Bremen/Oldenburg, Infomail 573, 22. August 2011

Am Sonnabend, dem 6. August 2011, versammelten sich 600 Nazis im beschaulichen schaumburg-lippischen Kurstädtchen Bad Nenndorf zu einer „Trauerfeier“. Sie gedenken seit 2006 jährlich im August der „Folteropfer“ im dortigen Wincklerbad. Nach 1945 benutzte der britische Geheimdienst dieses Gebäude für ein Geheimgefängnis, in dem eingefleischte Hitlerfaschisten auch gefoltert wurden. Dieses Schicksal erfuhren allerdings auch dort inhaftierte KPD-Mitglieder, die im Verdacht der „Unterwanderungstätigkeit“ für die Sowjetunion standen.

Zeitlich und örtlich getrennt verliefen Demoroute der Neofaschisten und der Antifa.

Ca. 1000 GegendemonstrantInnen versammelten sich unweit des S-Bahnhofs und marschierten durch die Stadt, wo gegen 12.00 Uhr die Abschlusskundgebung stattfand. Reformistische und offen bürgerliche Kräfte des örtlichen Bündnisses „Bad Nenndorf ist bunt“ gaben klar den Ton an. Stunden später rückten die Neofaschisten an und gelangten auf einer anderen Route bis zum Wincklerbad.

Ein harter Kern von 100 - 200 radikalen AntifaschistInnen harrte diesmal an einer Straßensperre der ebenfalls zahlreich aufmarschierten Polizei stundenlang aus, um wenigstens auf Sichtweite zur Kundgebung am ehemaligen Geheimdienstknast zu stehen und die Reden der Braunen massiv zu stören. Die Spitze der rechten, nazistischen Demagogie war die Aussage, man wolle „ein neues 33“ herbeiführen.

Nachdem im letzten Jahr die Gegendemonstration komplett verboten wurde, kam es auch dieses Mal wieder zu starken Verletzungen des Versammlungsrechts, da vielen Antifaschisten der Weg zu angemeldeten Mahnwachen verweigert wurde und einige, mit dem Bus angereiste Gegendemonstranten, sich nach ihrem Eintreffen sofort in einem Polizeikessel wiederfanden.

Dass diesmal fast die „Tuchfühlung“ trotzdem gelungen ist, kann als gewisser Erfolg verbucht werden. Als Misserfolg muss eindeutig das Kräfteverhältnis gelten, denn nur 1000 NazigegnerInnen gegen 600 Rechtsradikale und mehrere hundert Polizisten sind kein Ruhmesblatt. Zudem verdrückte sich deren überwältigende Zahl nach der Abschlusskundgebung und ließ ein Häuflein Radikaler allein zurück, das die direkte Konfrontation suchte, aber angesichts des ungünstigen Kräfteverhältnisses nicht den Hauch einer Chance hatte, auf weniger als 200 m ans Wincklerbad heranzukommen.

Zu allem Überfluss dominierten Antideutsche mit Union Jack-Flaggen und Symbolen der britischen Luftwaffe sowie einigen dümmlichen Parolen die radikale Szene. Die NSDAP-Fanatiker, die Opfer des britischen Secret Service wurden, brauchen einem gewiss nicht leid zu tun, aber die ausdrückliche Gutheißung der Methoden dieser britischen Folterknechte ist starker antideutscher Tobak. Auf geradezu klassische Art des deutschen (!) philosophischen Idealismus forderten sie: „Nationalismus raus aus den Köpfen!“ (Während paradoxer Weise ihrerseits Nationalflaggen geschwungen wurden!) Alles eine Frage der „richtigen“ Denkweise?

Bielefeld

Am Abend gelang es dann 500 Nazigegnern in der ostwestfälischen Metropole Bielefeld, ca. 200 Neofaschisten nach 30 m Fußmarsch auf dem Weg zum Arbeiterjugendzentrum zum Stoppen zu bringen. Die Szene dort wurde auf unserer Seite stark von Jugendlichen und MigrantInnen geprägt. Aber auch 50 Anhänger des dortigen ehemaligen Fußballbundesligisten DSC Arminia trugen das Ihre zum Erfolg der antifaschistischen Aktion bei. Der mittlerweile in den Niederungen der 3. Liga dümpelnde Verein kann seinen treuen Fans solche Erfolgserlebnisse wie die des samstäglichen Abends auf dem Rasen nun mal überhaupt nicht bescheren.

In jedem Fall zeigte, aber die erfolgreiche Aktion in Bielefeld, dass ein aktives, kämpferisches Bündnis von Jugendlichen, MigrantInnen und Lohnabhängigen nicht nur möglich ist, sondern letztlich auch eine strategische Notwendigkeit im Kampf gegen die Rechtsextremen und FaschistInnen.

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