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Archiv des Trotzkismus

Die Griechische Linksopposition im Kampf 1932

Infomail 564, 24. Juni 2011

Im Sommer 1932 gab es in Griechenland harte Klassenauseinandersetzungen. Dabei spielten die GenossInnen der Linken Opposition in Griechenland eine wichtige Rolle. Die Linke Opposition spielte in Griechenland Anfang der Dreißiger Jahre eine deutlich aktivere Rolle als die stalinistische KKE.

Die Stalinisten haben die Linke Opposition bis aufs Messer bekämpft: physisch und  durch Denunziation und Verrat. Die folgenden Berichte stammen aus „Permanente Revolution“ (PR), der Wochenschrift Linken Opposition in der KPD (Bolschewiki-Leninisten), deutsche Sektion der internationalen Linken Opposition.

Wir veröffentlichen diese Texte nicht nur, um den heroischen revolutionären Kampf der GenossInnen damals zu dokumentieren, sondern v.a., weil etliche Fragestellungen und Probleme des Klassenkampfes der frühen 1930er Jahre auch heute noch aktuell und die Antworten der griechischen TrotzkistInnen lehrreich sind.

Die Griechische Linke Opposition im Kampf

PR, 16. August 1932

Während der letzten Monate ist es der Linken Opposition in Griechenland trotz aller erdenklichen Hindernissen, die sich ihr entgegenstellten - Verhaftungen, wirtschaftliche Schwierigkeiten usw. - gelungen, eine Reihe von Erfolgen bei ihrer Arbeit unter den Massen zu erzielen.

Der Streik der Ziegeleiarbeiter

Nach einer ernsten Vorbereitungsarbeit, die die Opposition bei Ziegeleiarbeitern von Athen geleistet hatte, traten diese Arbeiter in einer Zahl von mehr als 2.000 in den Streik. Unter der Leitung unserer Genossen nahm dieser Streik gleich zu Beginn einen Kampfcharakter an. Die Polizei wurde eingesetzt und entwickelte zum Schutze der Fabrikbesitzer und Streikbrecher einen brutalen Terror. Trotzdem hat die Kampfkraft der Arbeiter unter der Leitung unserer Genossen die Fabrikherren gezwungen, einen großen Teil der Forderungen der Streikenden anzunehmen.

Der Streik hätte zu einem vollen Erfolg geführt, wenn unsere Genossen nicht durch die Polizei verhaftet worden wären und die Streikleitung aus diesem Grunde in die Hände konservativer Arbeiter gelangt wäre, die den Streik rasch beendigten.

Dieser Streik hat das Signal zu einer Welle von neuen Streiks gegeben, zum Streik der Arbeiter und Angestellten der Post, Telefon- und Telegraphenämter in ganz Griechenland, der Tabakarbeiter in Volos usw.

In allen diesen Streikkämpfen haben unsere Genossen von der Linken Opposition Griechenlands tatkräftig teilgenommen und eine bedeutende Rolle gespielt. Auf die sehr wichtigen Fragen werden wir in einem besonderen Aufsatz bald zurückkommen.

Kongress der Kriegsbeschädigten

Am 27. 6. 32 fand in Athen der 4. Kongress des Hauptbundes der Kriegsbeschädigten und Kriegsopfer Griechenlands statt. An diesem Kongress nahmen 57 Delegierte aus ganz Griechenland teil. Der Kriegsbeschädigten-Hauptbund blickt auf eine Reihe von heldenhaften Kämpfen gegen den Militarismus und den kapitalistischen Staat zurück. Die Leitung des Hauptbundes besteht ausschließlich aus Genossen unserer Fraktion. Der Kongress hat unseren Genossen nach ihrem Rechenschaftsbericht das volle Vertrauen ausgesprochen und sie einstimmig als Leitung des Hauptbundes wiedergewählt.

Von allen Delegierten des Kongresses wurde der Beschluss unterzeichnet, an dem Genfer Kongress gegen den Krieg teilzunehmen. Der erste in der Liste dieser Delegierten für den Genfer Kongress ist Gen. Trotzki.

Während der Tagung des Kongresses der Kriegsbeschädigten traten die Tabakverkäufer (Kriegsbeschädigte und andere) in den Streik gegen die großen Tabakgesellschaften. Durch die enge Zusammenarbeit und Verbundenheit der kriegsbeschädigten und übrigen Tabakverkäufer wurden sehr wichtige Erfolge erzielt. An dem Streik beteiligten sich alle Tabakverkäufer in Athen, Saloniki u. a. Städten des Landes. Bei der Vorbereitung und im Verlaufe dieses Streiks fanden in Athen viele Versammlungen statt, an denen jedes Mal 1.000 bis 2.000 Personen teilnahmen. Während des Streiks wurden Kundgebungen gegen die Regierung organisiert. Zwischen Streikenden und der Polizei fanden blutige Kämpfe statt.

Die ganze Bewegung war von unseren Genossen organisiert und geleitet, sie standen  immer an der Spitze dieser Kämpfe. Die Polizei sah sich schließlich gezwungen, alle während des Streiks verhafteten Genossen, womit sie ursprünglich die Streikenden hat terrorisieren wollen, freizulassen.

Eine Gewerkschaftsversammlung in Athen

Am 22. Juni beriefen die aus dem konservativen Verband und dem Einheitsverband (Stalinisten) ausgeschlossenen Gewerkschaften eine Versammlung im Theater Alhambra ein, um die Einheitsfrontbewegung zu proklamieren.

Die Versammlung hatte einen großen Erfolg zu verzeichnen. Es beteiligten sich an der Versammlung 1.700 Arbeiter. Unsere Redner wurden mit Beifall und Begeisterung aufgenommen und ihre Losungen erweckten lebhaften Widerhall. Nach dem jämmerlichen Gerede eines Stalinisten über die „Einheitsfront nur von unten“ und über die „unabhängige Führung“ (in Deutschland etwas weniger vorsichtig genannt „unter der Führung der KP“, Anm. der Red.) verließen die Stalinisten den Saal, aber die Mehrheit der Parteimitglieder und der mit ihnen sympathisierenden blieben bis zum Schluss und hörten aufmerksam die Erwiderung unseres Genossen auf die stalinistische „Argumentation“ an. In Klammern muss man noch hinzufügen, dass die „Liquidatoren“, das ist die griechische Gruppe Spartakus, den Stalinisten auf dem Fuße folgten und mit ihnen vereint den Saal verließen. Das ist eine weitere Bestätigung für die richtige Einschätzung dieser Leute durch unsere Organisation. Sie sind, man muss es nochmals feststellen, „der Schwanz“ des Stalinismus.

Neue Welle von Terror, Verhaftungen und Verurteilungen

In Athen, Saloniki, Volos, Kavalla, Agrinion usw. fanden in der letzten Zeit viele neue Verhaftungen und Verurteilungen statt. Im Gewerkschaftshaus Podarades in Athen hat die Polizei eine Arbeiterversammlung aufgelöst und viele Genossen verhaftet. In dem darauffolgenden Prozess wurden die Genossen Anastasiades, Lemos und Kustas zu je 6 Monaten Gefängnis, sowie zu 6 Monaten Verbannung verurteilt. Der Genosse Zamados zu 6 1/2 Monaten Gefängnis und 6 Monaten Verbannung. Es fand auch eine Durchsuchung des Gewerkschaftshauses in Ampelokipos durch die Polizei statt, die viele Genossen verhaftete. Auch in Volos wurden viele Gen. verhaftet, sowie auch in Agrinion und anderen Städten.

Diese Verhaftungen und Verurteilungen konnten den Mut und den Kampfgeist unserer Genossen nicht schwächen, im Gegenteil, sie arbeiten nun entschlossener, was rein äußerlich darin zum Ausdruck kommt, dass es ihnen gelungen ist, ihre Hauptzeitung, den „Klassenkampf“, seit dem 16. Juli wöchentlich dreimal erscheinen zu lassen. Sie haben ferner beschlossen, in der allernächsten Zeit zwei Spezialblätter herauszubringen, eines für die Bauern, eines für die Jugend.

Die Arbeit der Griechischen Linken Opposition

PR, 19. August 1932

Die letzten drei Monate waren für die Arbeiterbewegung in Griechenland sehr ereignisreich. Bisher sind 12 Streiks geführt worden. Die Streikwelle wird wahrscheinlich noch fortdauern. Die Opposition hat sich sehr aktiv an diesen Kämpfen beteiligt und eine bedeutende Rolle in den Ereignissen gespielt, ja sie hat selbst eine Anzahl dieser Streiks geleitet.

In dieser Periode haben unsere Soldatenzellen viel geleistet. Als Militär gegen die Streikenden eingesetzt und in höheren Offizierskreisen eine Bewegung für die Vorbereitung zu einer Militärdiktatur beobachtet wurde, sind in Athen, Saloniki, Kalame und anderen Orten Aufrufe verbreitet worden, die bei den Soldaten begeisterte Aufnahme fanden. In diesen Blättern wurden die Soldaten aufgefordert, sich zu erheben, gegen die Absichten der Offiziere und der griechischen Militaristen, die die Armee gegen die Arbeiterbewegung einsetzen wollen.

Was den Anti-Kriegs-Kongress anlangt, so wurde eine fruchtbare Aufklärungsarbeit und Kritik geleistet. In dem Organ der griechischen Kommunistischen Partei wurde ein Manifest gegen den Krieg veröffentlicht, das von allerlei Kleinbürgern und Intellektuellen, unter anderen auch von einem Vorstand der Agrarpartei, unterzeichnet war, über den die offizielle Parteizeitung vor einigen Monaten geschrieben hatte, „dass er für die notwendige Erweiterung Griechenlands bis zur Südgrenze Sowjet-Russlands eintritt und dass er der zynischste Repräsentant des reaktionärsten Flügels der Agrarfaschistischen Partei ist.“

Die strenge Kritik unserer Genossen, die sich gegen diese schändliche Einheitsfront „von oben“ richtete, hat auf viele Sympathisierende und Parteimitglieder einen guten Eindruck gemacht.

Neue Verhaftungen und Verurteilungen unserer Genossen erfolgten in letzter Zeit in Athen, Saloniki, Volos, Agrinon usw. In Cosani wurden 3 Genossen zu 3 1/2 Jahren Gefängnis und 2 1/2 Jahren Verbannung verurteilt. Trotz alledem erscheint das Organ der Griechischen Opposition „Paliton Taxeon“  weiter dreimal wöchentlich.

Vor kurzem erschien das theoretische Organ der Griechischen Opposition „Davlos“ mit den Kongressbeschlüssen der griechischen Opposition. Außerdem erscheint seit Monaten monatlich pünktlich die Frauenzeitschrift „Iagonistria“ (Die Kämpferin).

Ein neues Opfer!

PR, 21. September 1932

Aus Griechenland wird der Tod des Genossen Socharakis gemeldet. Während einer Demonstration der Kranken des Krankenhauses Sotiria in Athen gegen den als Betrüger überführten Direktor dieser Anstalt führte die Polizei einen rohen Angriff auf die Kranken durch und verletzte viele Demonstranten. Genosse Sochorakis, der als Vorsitzender des allgriechischen Lungenkranken-Verbandes an der Demonstration  teilnahm, wurde so schwer verletzt, dass er unter entsetzlichen Qualen sterben musste. Der Gen. Sochorakis war ein geachteter Vorkämpfer der proletarischen Bewegung, der für die kommunistische Partei mit großem Eifer eintrat und dabei eine unvoreingenommene Kritik an ihrer jetzigen Leitung übte. Er unterstützte unermüdlich die Bestrebungen der linken Opposition um den ihr gebührenden Platz innerhalb der kommunistischen Partei. Was den demokratischen Zentralismus, die Einheitsfrontbewegung, insbesondere in der deutschen Frage betrifft, stand er als Marxist ganz auf dem Standpunkt der linken Opposition. Er sprach immer mit Begeisterung vom Genossen Trotzki und mit Hochachtung von der aufopferungsvollen Arbeit unserer Genossen.

Als eine von der Polizei untersagte politische Gedenkfeier für den Genossen Sochorakis veranstaltet wurde, kam es zwischen unseren Genossen, die durch Genossen der offiziellen Partei unterstützt wurden, und der Polizei zu einem Kampf. Viele Genossen wurden verletzt, hundert wurden verhaftet, von denen ein großer Teil zu Gefängnis verurteilt wurde. Die Gedenkfeier für unseren Gen. Sochokaris hätte einen viel nachhaltigeren Eindruck auf die politische Stimmung der griechischen Arbeiterschaft  hinterlassen, wenn die Stalinisten nicht gerade zur selben Zeit für Athen und außerdem noch für Piräus je einen Ausflug veranstaltet hätten.

Aus der Internationale

Griechenland

PR, 27. November1932

Die Arbeit der griechischen Opposition bei den Wahlen des vergangenen Monat ist sehr fruchtbringend gewesen angesichts der bei den Wahlen erzielten Resultate und der Annäherung und Zusammenarbeit zwischen unseren Genossen und einer breiten Schicht von Mitgliedern der Partei. Obwohl die stalinistische Führung alles getan hat, um die gemeinsame Arbeit und die Einheitsfront bei der Wahlarbeit zu verhindern, ist sie trotzdem verwirklicht worden, und zwar in einem Maße, das alles Vorhergehende übertrifft. In gewissen Bezirken wie Calamata, Ghition, Edessa, Kephalonia etc. ist die Einheitsfront vollständig durchgeführt worden, unsere Genossen sind in die Wählkomitees eingetreten und in völliger Zusammenarbeit mit den Genossen der Partei spielten sie bei der Kampagne die Hauptrolle. Es ist sehr charakteristisch, dass die Ergebnisse in diesen Bezirken befriedigender gewesen sind und die gemeinsame Arbeit die Begeisterung der Arbeiter und Bauern entfacht hat. In vielen anderen Bezirken ist die Einheitsfront trotz des Unwillens der Stalinisten bei der praktischen Arbeit verwirklicht worden, so in Athen, Saloniki, Volos, in Cavalla und in der Mehrzahl der Städte und Dörfer, wo die Opposition Kräfte hat.

Die Ergebnisse hätten unvergleichlich besser sein können angesichts der tiefen Radikalisierung breiter Arbeiter- und Bauernmassen, wenn unsere Kräfte bei der gesamten Zusammenarbeit vernünftiger angewendet worden wären und wenn die Partei nicht den grobem Fehler begangen hätte, an den Wahlen in der Maske eines „Bauern- und Arbeiterblocks“ teilzunehmen, anstatt unter ihrer Fahne. So hat die Partei in Mythilene, wo sie unsere Zusammenarbeit total sabotiert hat und als „Bauern- und Arbeiterblock“ aufgetreten ist, im Gegensatz zu den Wahlen vom August 1931 (Ergänzungswahlen), wo wir die Einheitsfront gebildet haben und an denen sie als Kommunistische Partei teilgenommen hat, 1.000 Stimmen verloren, während die bürgerlich-demokratische Partei „Bauer und Arbeiter“ Nutzen aus der Verwirrung gezogen und 4.500 Stimmen gewonnen hat.

Dieselbe Geschichte zeigt sich in vielen Agrarbezirken, wo die „Agrarier“  viel auf Kosten der Kommunistischen Partei gewonnen haben. Die Partei hat nur eine etwas größere Stimmenzahl erhalten können (56.000, 4,8%), als ihr bei den Wahlen von 1926 (41.000, 4,3%) zugefallen sind, d.h. die Ergebnisse von heute liegen unter den Möglichkeiten, wenn man davon ausgeht, dass das Jahr 1926 eine verhältnismäßige Stabilität des Kapitalismus aufzuweist, während das Jahr 1932 eine tiefe Krise und eine beträchtliche Radikalisierung zu verzeichnen hat.

Für den Erfolg der kommunistischen Kandidaten bei den Wahlen haben unsere Genossen viele Versammlungen organisiert, in Griechenland 150.000 Flugblätter verteilen lassen, an den Versammlungen der Partei teilgenommen, eine intensive Arbeit ist für den Erfolg dieser Versammlungen in den Arbeiterquartieren durch Verteilung von Flugblättern etc. geleistet worden. Sie haben für den Wahlfonds gesammelt. Mehrere Genossen sind verhaftet worden, und eine gewisse Anzahl von ihnen hat mit den Mitgliedern der Partei gearbeitet. Unsere Zeitung ist mit einer Wahlnummer in einer Auflage von 7.000 Exemplaren erschienen, die vollständig ausverkauft sind.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Aufnahme unserer Ideen und die stattgefundene Verbrüderung während dieses gemeinsamen Kampfes ohne Beispiel gewesen ist. Die Kritik, die unsere Genossen an dem maskierten Auftreten der Partei bei der Wahl und an der Schaffung einer künstlichen Einheitsfront mit den eigenen Organisationen (Rote Hilfe, Kommunistische Jugend, Freunde der UdSSR, Einheitsausschüsse etc.) geübt haben, hat bei den Mitgliedern der Partei ein günstiges Echo gefunden, von denen viele ihre Unzufriedenheit der Parteiführung gegenüber schriftlich ausgedrückt haben. Die Stalinisten haben darauf geantwortet: „Ihr seid Erzfaschisten!“ Das hat indessen nicht verhindert, dass der „Freund der UdSSR“ und gemäß der Parteizeitung gleichzeitig der „Agrar-Faschist“ Sophianopoulos, der das Barbusse-Manifest unterzeichnet hat und als „Freund der UdSSR“ zur „Einheitsfront der Bauern und Arbeiter“ gehört, als Kandidat in den Listen der Agrarier steht.

Mit dieser Wahlkampagne haben unsere Genossen eine Kampagne für eine allgemeine Amnestie verbunden. Fast 1.000 Kämpfer der Arbeiterklasse befinden sich in den Gefängnissen und in der Verbannung. Entgegen der Taktik der Stalinisten, die mit der Wendung nach rechts so weit gekommen sind, dass sie sich weigern, diese Frage in den Versammlungen der Arbeiterorganisationen und im Laufe der Streiks zu stellen, haben unsere Genossen eine gemeinsame Aktion aller Arbeiter- und Bauernorganisationen jeder Richtung vorgeschlagen, die sich für die allgemeine Amnestie ausgesprochen haben. Die Partei hat diese Bewegung sabotiert, und das gibt den anderen Organisationen einen Vorwand, dasselbe zu tun. Indessen, eine große Arbeit ist geleistet worden, und sie wird fortgesetzt in den Gewerkschaften, durch unsere Presse und durch Versammlungen. Die Parole der allgemeinen Amnestie und der demokratischen Freiheit ist mit der täglichen Aktivität der Opposition verbunden.

Unsere Genossen haben auch sehr streng die bloßstellende und sogar verbrecherische Taktik kritisiert, die die stalinistische Führung der Partei zur Zeit der Vorbereitung eines militärischen Staatsstreiches kurz vor den Wahlen verfolgt hat. Die Stalinisten haben diese Bewegung seinerzeit nicht nur nicht denunziert, sondern sie haben sie toleriert und sogar mit ihr gemäß aller vorhandenen Angaben in Verbindung gestanden. Nach einer Zeit des Schweigens gegenüber unserer Kritik haben die Stalinisten schließlich geantwortet, dass unsere Genossen Venizelos von links deckten, indem sie gegen die Elemente kämpften, die gegen Venizelos arbeiteten.

Die Beteiligung der Internationalen Opposition am Barbusse-Kongreß, wo sie einzig und allein den kommunistischen Standpunkt in der Frage des Krieges verteidigt hat, durch Vertreter der Gewerkschaftsorganisationen und der Kriegsbeschädigten, hat die Wut der Stalinisten erregt, die eine schamlose Kampagne gegen den Allgemeinen Bund der Kriegsbeschädigten unternommen haben, durch die sie sich zu Helfershelfern für die Verfolgung der Führer dieser Organisation durch die griechische Bourgeoisie gemacht haben. Genossen sind unter der Anschuldigung verhaftet worden, für die Delegierten zum Kongress gegen den Krieg gesammelt zu haben. Die Anzeige ist durch Polizeispitzel erfolgt. Im Prozess, bei dem eine große Menge anwesend war, haben unsere Genossen mit Mut ihre Verteidigung in kommunistischer Weise durchgeführt: der Gerichtshof wurde genötigt, den Prozess mangels Beweisen einzustellen.

Streikkämpfe in Griechenland

PR 32 /1932

Nach den letzten Nachrichten aus Griechenland hat die Streikbewegung außerordentlichen Umfang angenommen. Außer Transportortarbeitern sind in Athen die Gasarbeiter, die Bäcker und Konditoren in den Streik getreten, auch in den anderen Arbeiterfachgruppen und sogar unter den Staatsbeamten und staatlichen Angestellten. Man hört von Studentenstreiks und Zusammenstößen zwischen Studenten und Polizei. Die Regierung geht in diesen Kämpfen mit äußerstem Terror vor. Unser Genosse Adamopulos, Arbeiter in einer Brotfabrik, Mitglied unserer Fraktion in der Brotarbeitergewerkschaft, wurde bei einem Angriff der Polizei auf die Streikenden derart grausam geschlagen, dass er nach einigen Stunden starb. Hunderte von Genossen wurden verhaftet. Gewerkschaftsversammlungen sind verboten. Große Militäraufgebote sind mobilisiert. Trotzdem ist der Mut der Streikenden ungebrochen. Die Empörung und der Abwehrkampf gegen die Streikbrecher nimmt zu. Auch in der Provinz steigt die Streikwelle. So ist in Agrinion der Streik der Tabakarbeiter ausgerufen worden. In Kalame wurde auf einen Vorschlag unserer Fraktion hin von den Gewerkschaften der Generalstreik beschlossen. Unsere oppositionellen Genossen befinden sich in den ersten Reihen der Kämpfenden. Sie leiten den Streik der Brotarbeiter und Konditoreiarbeiter. Auf die Streikenden der übrigen Fachgruppen üben die Genossen der Linken Opposition einen sehr starken Einfluss aus. Innerhalb einer Woche haben unsere Genossen (die Archiomarxisten) 30 Flugblätter herausgebracht. Während der Dauer des Streiks erscheint die Zeitung der Linken Opposition "Paliton Taxeon" täglich. Die Losung der Einheitsfront wurde mit großem Erfolg angewendet. Unsere Genossen schreiben uns: „Unsere Losungen sind von den Streikenden und den übrigen Arbeitern in einer Weise aufgegriffen worden, die uns in Erstaunen setzt. Der Stalinismus fällt mit seinen  Losungen: Einheitsfront nur von unten, mit dem Ultimatismus usw. immer mehr aus den Ereignissen heraus, während wir in die Ereignisse hineinkommen. Unsere Losung: Arbeiterräte! macht einen tiefen Eindruck auf die Arbeiter. Die Arbeiter der Athener Brotfabriken traten erst in den Streik, nachdem sich beide Gewerkschaften auf Grund der Losung: Einheitsfront! für den Streik erklärt hatten.“

Viele Protestversammlungen der Arbeiterschaft gegen die Ermordung unseres Gen. Adamopulos wurden durch die Polizei mit Waffengewalt auseinandergeschlagen. Auf einen Aufruf des zentralen Streikkomitees der Bäckereiarbeiter versammelten sich fast 2.000 Arbeiter vor dem Leichenschauhaus. Die Polizei, die im ersten Augenblick eingeschüchtert war, versprach, den Toten herauszugeben. Als aber ein Genosse zu den Versammelten sprechen wollte, kam auf mehr als 20 Lastwagen Militär angerückt, das rücksichtslos auf die Versammelten einhieb, unter denen sich auch alte Leute, Frauen und Kinder befanden. Eine große Anzahl der Versammelten wurde schwer verletzt; darunter befinden sich auch die Brüder des Ermordeten, die so schwer verwundet sind, dass sie in Lebensgefahr schweben.

Diese Ereignisse sind die letzten in einer Reihe von Kämpfen, die das griechische Proletariat im Laufe der letzten Jahre hat führen müssen. Sie sind ein Beweis dafür, dass es nicht gewillt ist, die unerhörten Lasten auf sich zu nehmen, die ihm von der Bourgeoisie des Landes aufgebürdet werden, welche auf ihre Weise auf Kosten der Arbeiter und armen Bevölkerung einen Ausweg aus der schweren Krise sucht. Von der richtigen Leitung des Proletariats durch die Kommunistische Partei wird es abhängen, ob es gelingt, alle Kräfte des Proletariates zu sammeln und gegen die Bourgeoisie zu richten, auch die Bauernschaft mitzureißen und mit den Losungen des Leninismus einen revolutionären Ausweg aus der Krise zu finden.

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