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London

Tamilen-Demonstration macht Westminster dicht

Peter Main. London, 6.4.2009, Infomail 418, 13. April 2009

Hunderte von StudentInnen führten in London eine Demonstration von einigen tausend Protestierenden an und forderten, dass die britische Regierung ihren Einfluss geltend machen solle, um die Regierung von Sri Lanka zu zwingen, ihren Krieg gegen die tamilische Befreiungsbewegung Libaration Tigers of Tamil Eelam (LTTE, die ‚Tamilischen Tiger’ einzustellen. Die Demonstration, die am Montagnachmittag begann, besetzte die Westminster Brücke, die von Süden herführende Hauptverkehrsschlagader zum britischen Parlament, die Nacht hindurch bis zum frühen Dienstagmorgen.

Der Protest entzündete sich durch die Ankündigung vom Sonntag, dass die srilankesischen Regierungstruppen die letzte Hochburg der Tamilischen Tiger eingenommen hatten, die Stadt Puthukkuyiuppu an der Nordwestküste der Insel. Wenn sich dies bewahrheitet, bedeutet es, dass die Truppen der Rebellen und bis zu 150.000 ZivilistInnen nun in einer Küstenzone von weniger als 20 Quadratkilometern in der Falle sitzen. Tamilische Organisationen und Oppositionelle gegen die Regierung fürchten, dass ein endgültiger Schlag durch die Regierungsstreitkräfte in Form eines Völkermordes bevorsteht.

Diese Befürchtung ist nicht grundlos. Die Regierung will keine unabhängigen Zeugen in der Nähe der Kriegszone haben. Berichte von Organisationen wie dem internationalen Komitee vom Roten Kreuz besagen, dass schon tausende von ZivilistInnen durch das Artilleriefeuer auf die noch vor kurzem von den Tamilischen Tigern kontrollierten Gebieten getötet worden sind. Diejenigen, die der Kriegszone entfliehen wollen, werden zwangsläufig mindestens als Helfer der Tiger betrachtet und in Konzentrationslager gepfercht.

Außerhalb dieser Zonen werden TamilInnen gleichsam als Anhänger der Tiger diskriminiert und auch im Alltag schikaniert. Armee- und Polizeisperren werden regelmäßig auf den Hauptstraßen im Land und in der Hauptstadt Colombo errichtet. Jeder Tamile, der nicht die geforderten Ausweispapiere hat, wird unter Verdacht, ein Tiger-Aktivist zu sein, verhaftet. Dazu muss man wissen, dass Ausweise für Tamilen nicht überall erhältlich sind. Seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1948 haben die verschiedenen Regierungen versucht, die Spaltung der Bevölkerung durch Vorenthalten von vollen Bürgerrechten für die Tamilen zu wahren, besonders für die so genannten indischen Tamilen im Landesinnern, die oft auf den Tee- und Gummiplantagen arbeiten.

Diese lange Geschichte von Diskriminierung und Unterdrückung hat die Bewegung der Tiger für einen Separatstaat gespeist. Obgleich die Mehrheit der Tamilen nicht in dem als Staatsgebiet  beanspruchten Territorium lebt, sympathisieren doch viele mit dem Anspruch der Tiger auf nationale Rechte. Deshalb ist ein Ende dieser Unabhängigkeitsbestrebung  trotz in Kürze drohender strategischer militärischer Niederlage der Tiger. nicht absehbar.

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