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Hurrikan Katrina:

The Days After

Infomail 223, 3. September 2005

Bush war wieder mal im Urlaub auf seiner Ranch. Auf dem Rückweg ließ er die "Air Force One" über das überflutete New Orleans fliegen. "Da ist alles weg" übersetzte der Kommentator im Fernsehen seinen Ausspruch. Diese Bilder gingen vor zwei Tagen um die Welt.

Bevor Katrina über dem Süden der USA wütete, hatten offizielle Stellen die Menschen aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Aber die verwüstete Fläche ist so groß wie zwei Drittel der Fläche Deutschlands. Wohin sollten sie fliehen? Wer nicht über ein Fahrzeug verfügte, hatte eh schlechte Karten.

In den folgenden Tagen gab es Bilder der Verwüstung. Zum einen direkte Sturmschäden, zum anderen die Folgen der Überflutung, gerade in New Orleans.

Zu sehen war aber auch, dass gerade die arme, die schwarze Bevölkerung zurückgeblieben war, alte und kranke Menschen. Kein Zufall!

"Die Bundesstaaten Louisiana und Mississippi gehören zum amerikanischen Armenhaus. Nach der neuesten Einkommensstatistik verfügen die Haushalte in Louisiana durchschnittlich über ein Jahreseinkommen von 35.500 $, in Mississippi von 32.600 $. Damit gehören sie zu den fünf ärmsten Staaten der USA. In der Armutsstatistik rutschte Mississippi im vergangenen Jahr sogar auf den letzten Platz. 17,7 Prozent aller Einwohner leben unter der offiziellen Armutsgrenze. Louisiana liegt mit 17 Prozent noch auf dem viertletzten Platz. Auch der Anteil der Bürger, die in einem Wohnwagen leben müssen, ist in diesen Staaten besonders hoch."(FTD vom 2.9.2005)

Es sind jetzt Tage vergangen, die Situation ist ein Desaster. Zehntausende sind ohne Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medikamente. Tote liegen auf den Straßen, unter den Trümmern ihrer Häuser. Seuchen drohen, es ist heiß. Den Notstromaggregaten der Krankenhäuser und Altenheime droht, der Diesel auszugehen. Medikamente werden knapp.

Die verzweifelten Versuche der Menschen, sich Nahrungsmittel zu beschaffen, werden als "Plünderung" denunziert - und in den deutschen Medien kritiklos nachgeplappert. Statt den Menschen zu helfen, stehen die Polizisten und Armeeangehörigen vor den Konsumtempeln Walmarts und bewachen das Privateigentum der Reichen bzw. das, was Sturm und Flut davon übrig gelassen haben. Panzerwagen fahren durch die Strassen von New Orleans. Von Schießereien wird berichtet.

Die Gouverneurin ordnete an, dass die Polizei nicht mehr die Menschen retten, sondern "Recht und Ordnung" herstellen sollen. Sie gab einen eindeutigen Schießbefehl. Etliche Polizisten haben inzwischen den Dienst quittiert

Dabei sitzen die wahren "Plünderer" in den Vorstandsetagen der Ölkonzerne. Sie nutzen die Situation. Die Benzinpreise sind in den letzten Tagen um bis zu einem Dollar pro Liter gestiegen.

Inzwischen stehen Tausende  vor der Kongresshalle, warten auf Hilfe und die wenigen Busse zur Evakuierung. In Sprechchören rufen sie "Hilfe". Es ist der Hilferuf der "3.Welt" innerhalb der USA.

In der Financial Times Deutschland vom 2.9.wird berichtet:

"Das Stadion "Louisiana Superdome" in New Orleans wird zum Brennpunkt des Krisenmanagements in den vom Wirbelsturm betroffenen Regionen der USA. In der Arena droht eine humanitäre Katastrophe. Zehntausende Flüchtlinge sitzen dort fest wie in einer Falle.

Der Louisiana Superdome in New Orleans. Die hygienischen Zustände sind nach Berichten von lokalen Fernsehsendern inzwischen so "menschenunwürdig", wie man sie bislang nur aus Massenflüchtlingslagern in der Dritten Welt kenne. "Die Situation ist unhaltbar, es ist herzzerreißend", sagte am Mittwoch die Gouverneurin von Louisiana, Kathleen Blanco. Und doch füllt sich das Stadion mit seinen 72.000 Plätzen: Schätzungen gehen inzwischen von 30.000 bis 60.000 Flutopfern aus.

... Die Armen und Kranken, die nicht bei ihrem Hab und Gut blieben, retteten sich in das Fußballstadion. Mittlerweile droht die Situation dort zu eskalieren. Der Wasserspiegel steigt Stunde um Stunde, die Klimaanlage ist ausgefallen, die Luft ist heiß und feucht. Die Toiletten laufen über, der Müll stapelt sich. Fünf Menschen sind bereits gestorben: Drei aus einem Krankenhaus überführte Patienten und ein Flüchtling. Ein Mann stürzte sich offenbar aus Verzweiflung von einer Zuschauertribüne des Stadions in den Tod."

Die meisten Generatoren, Boote, Geräte der US-Army und der Nationalgarde sind im Irak. Zunehmend wird Kritik am Weissenn Haus und Präsident Bush laut, da Mittel für die Erneuerung der Deiche und der Pumpsysteme in den letzten Jahren gestrichen worden sind.

In den letzten Jahren haben Experten immer wieder davor gewarnt, dass die Deich- und Pumpensysteme unzureichend seien. Die Mittel dafür wurden immer mehr gekürzt, zum Teil auf Null. Offensichtlich gab es auch keine Katastrophenpläne, die eine Evakuierung der Bevölkerung sichergestellt hätten.

Die Bush-Regierung führt nicht nur gegen den Irak Krieg. Sie führt zugleich auch einen sozialen Krieg gegen einen Teil seiner eigenen Bevölkerung. Die Opfer sind die "Überflüssigen" der US-Gesellschaft, mit Tausenden Toten und Hunderttausenden Obdachlosen.

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