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Freiheit für Mário Bango!

12 Tage für Mário

Ein Bericht von Wladek, Salvador und Franci (REVOLUTION Berlin)
Infomail 168, 19. Mai 2004

Am Mittwoch, dem 12. Mai, fand vor der Botschaft der Slowakei in Berlin/Wilmersdorf eine Kundgebung für die Freilassung Mário Bangos statt. Mário, ein 21jähriger Roma und Revolutionär aus dem slowakischen Bratislava, sitzt seit über 3 Jahren im Gefängnis, weil er im März 2001 seinen Bruder gegen einen neonazistischen Angriff verteidigte. Letzten November ist er wegen „versuchten Mordes“ zu 12 Jahren Haft verurteilt worden.

Vor der Botschaft sammelten sich 15 Leute - darunter nicht nur Deutsche, sondern auch ÖsterreicherInnen, US-AmerikanerInnen und PortugiesInnen - mit Pappschildern und Flugblättern. Aufgrund einer Bombendrohung in der Papestraße, die den gesamten S-Bahn-Verkehr auf dem Ring unterbrach, sind mehrere DemonstrantInnen erst nach dem Auflösen der Kundgebung eingetroffen (kam diese Drohung aus der slowakischen Botschaft?). Anwesend waren auch zwei in grün gekleidete "DemonstrantInnen" der Berliner Polizei. Flugblätter wurden an die wenigen PassantInnen verteilt, die sie aber mit großem Interesse nahmen.

Als wir eine Delegation mit den über 200 Unterschriften, die wir für die Freilassung Mários gesammelt hatten, zu dem Botschafter schicken wollten, gab es den ersten Streit: die Botschaft sei zu, obwohl alle MitarbeiterInnen offensichtlich da waren. Als wir betonten, wir würden noch mal kommen (und noch mal und noch mal), bis sie uns empfangen würden, ließen sie uns in Begleitung eines Polizeibeamten doch rein. Aber im vierten Stock gab's wieder ein Problem: die Tür der Botschaft dürfe nicht aufgemacht werden. Der Grund für diese "Sicherheitsmaßnahme", die zu jedem möglichen Termin in Kraft wäre, wurde aber nicht genannt. Um den Verfolgungswahn des Botschafters etwas zu beruhigen, versicherten wir, dass ein bewaffneter Polizeibeamter zu seinem Schutz gleich neben uns stand - aber auch das hat nicht geholfen. Wir diskutieren fünf Minuten durch den Hörer ("wirklich unverschämt, Sie werden bezahlt, um ihr Land in Deutschland zu vertreten, und machen nicht mal die Tür auf!"), aber es hat nichts gebracht und die Tür war ja schließlich aus Metall. Also haben wir Kopien der Unterschriftenlisten und Flugblätter in den Briefkasten gesteckt - mit dem Versprechen, die ganze Angelegenheit würde nach Bratislava weiter berichtet werden.

Dieses Verhalten der diplomatischen Vertretung zeigt, auf welcher Seite der slowakische Staat steht. Es wäre eine Illusion zu glauben, dass dieser Staat, der die 400.000 dort lebenden Roma in Ghettos einsperrt und mit Armeeeinheiten unterdrückt, wenn sie für ihre Rechte aufstehen, ein faires Urteil in dem Fall Mário Bango bringen wird. Ebenfalls illusorisch die Hoffung, dass die Europäische Union, die sich alle Mühe gibt, um die meisten Roma auszusperren und einige wenige als Billiglohnarbeiter ohne Recht zu importieren, die rassistische Justiz der Slowakei gutmachen könnte. Das zeigt, dass eine rein juristische Kampagne nicht reichen wird. Nur eine breite Bewegung kann den politischen Druck erschaffen, der notwendig ist, um Gerechtigkeit für Mário zu erzwingen.

Deshalb fand auch diese Kundgebung im Rahmen einer umfangreicheren, internationalen Kampagne, "12 Tage für Mário", statt. Vom 1.-12. Mai gab es in zehn Ländern, von England bis Indonesien, Aktionstage für die Freilassung Mários. In Berlin wurden Plakate geklebt, 500 Flugblätter verteilt, Solidaritätsveranstaltungen organisiert, und auf dem antifaschistischen Musikfestival "Rock für Links" in Marzahn haben wir über 7 Seiten von Unterschriften gesammelt.

Ein Redner betonte daher auch, dass die Kundgebung zwar der Abschluss einer 12tägigen Kampagne sei - zugleich aber der Beginn einer größeren Mobilisierung, die für die slowakische Regierung peinlich, nervig und am Ende einfach nicht mehr ignorierbar sein muss. Wir werden ununterbrochen betonen, dass der Fall Mário Bango beispielhaft für die Unterdrückung der Roma in der Slowakei und ganz Osteuropa ist, dass es deutlich macht, wie rassistische Angriffe von Nazis von der slowakischen Polizei und Justiz toleriert werden.

In diesem Sinne rufen wir alle AntifaschistInnen und AntirassistInnen in Deutschland und der Welt dazu auf, die Kampagne für die Freilassung Mário Bangos zu unterstützen und mit aufzubauen. Unsere Hoffnung ist es, im nächsten Herbst eine Soliparty zu organisieren - Mários Fall wurde schon vom Obersten Gericht der Slowakei abgelehnt und muss jetzt an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte appelliert werden, was jede Menge Geld kostet. Aber da wir eine relativ kleine Gruppe sind, werden wir nicht allein in der Lage sein, die für seine Anwaltkosten notwendige Tausende Euros aufzutreiben. Wir brauchen Unterstützung aus verschiedenen Gruppen, um auf den Fall Mários in der gesamten Linke aufmerksam zu machen und seine Freilassung zu erkämpfen. Also verbreitet Informationen über den Fall und bleibt in Kontakt. Ihr erhaltet eine Email von uns, wenn es wieder Aktionen für Mário in Berlin gibt.

Als Letztes möchten wir uns bei allen bedanken, die diese Kampagne mit ihrer Unterschrift unterstützt haben; ein besonderer Dank geht an diejenigen, die an einem Wochentag den langen Weg nach Wilmersdorf angetreten haben, um an der Abschlusskundgebung teilzunehmen.

Man sieht sich auf den Barrikaden!

WLADEK + SALVADOR (+ FRANCI)
REVOLUTION Berlin

 

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