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Argentinien

Verteidigt die Besetzung von Zanon gegen die Räumung

Übersetzung eines Aufrufs der PTS (Partido de los Trabahadores por el Socialismo), Infomail 112, 26. März 2003

Zanon ist eine Keramikfabrik in Neuquén im Südwesten Argentiniens, die seit über einem Jahr von den ArbeiterInnen besetzt ist. Sie produzieren unter eigener Kontrolle trotz zahlreicher, bislang abgewehrter Versuche des Staates, die Fabrik zu räumen. Sie konnten unter den Lohnabhängigen der Stadt große Unterstützung gewinnen - bei den LehrerInnen, den Beschäftigten im Gesundheitswesen, den Arbeitslosenorganisationen und bei den Mapuche, der indigenen Bevölkerung der Region.

Trotz diesem Rückhalt droht nun erneut die Räumung. Der Richter Norma Poza hat die Zwangsräumung der Keramikfabrik für legal erklärt. Sollte dieses Urteil ausgeführt werden, bedeutet das den gewaltsame Rausschmiss der Belegschaft. Die ArbeiterInnen von Zanon entsandten eine Delegation zu den örtlichen und Bundesbehörden, um ihren Einspruch vorzutragen. Aber sie wurden nicht einmal empfangen, obwohl die Abordnung von einem Parlamentsabgeordneten der Region begleitet wurde, der einer Oppositionspartei angehört.

Die ArbeiterInnen von Zanon haben seit dem Richterspruch begonnen, eine Kampagne gegen die Räumung zu organisieren und viele neue UnterstützerInnen gewonnen. Sie haben die Posten zum Schutz der Fabrik mit Hilfe der Arbeitslosenorganisationen wie der MTD verstärkt und sie haben viel Unterstützung durch das Koordinationskomitee des Alto Valle (Hochtals; Name der Region) sowie durch verschiedene politische und soziale Organisationen erhalten.

Am 17. März wurde eine Komitee zur Verteidigung von Zanon gegründet. Dieses Komitee setzt sich aus sozialen Bewegungen, Gewerkschaften und politischen Organisationen zusammen und verteidigt die Arbeiterselbstverwaltung. Die CTA-Organisation der Provinz - die CTA ist einer der drei großen Gewerkschaftsdachverbände Argentiniens - hat versprochen, einen Streik in der ganzen Provinz auszurufen, sobald die Räumung beginnen sollte.

Auf der dritten landesweiten Versammlung der besetzten Fabriken, die am 15. März in Rosario stattfand, wurde ein Beschluss zur Verteidigung der Betriebe unter dem Motto "Ein Angriff auf einen ist eine Angriff auf alle" gefasst.

Die Mütter des Plaza de mayo (Die Mütter der Verschwundenen) haben ebenfalls ihre Unterstützung für den Kampf der ArbeiterInnen von Zanon erklärt. Sie haben eine "Karawane der Solidarität" organisiert, die von ihrer Präsidentin Hebe de Bonafini angeführt wird. Die Karawane wird am 28. März Buenos Aires verlassen und am nächsten Tag in Neuquen ankommen, um an einer Kundgebung der ArbeiterInnen teilzunehmen, die unter folgenden Losungen stattfinden wird.

Stoppt die Räumung!
Verteidigung der Jobs und der Selbstverwaltung bei Zanon!
Entschädigungslose Verstaatlichung unter Arbeiterkontrolle!

Die ArbeiterInnen von Zanon haben in einem Land, das von der Geisel der Arbeitslosigkeit geplagt wird, gezeigt, dass eine anderer Weg möglich ist. Vor einem Monat wurden 30 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, die an die Arbeitslosen der Region vergeben wurden. Die Kapitalisten haben ihrerseits demonstriert, dass sie weder die Fabrik am Leben erhalten noch Jobs garantieren wollen - ganz zu schweigen davon, dass sie keine Lösung für das Problem der Massenarbeitslosigkeit haben.

Die KeramikarbeiterInnen, die unter eigener Regie arbeiten, erhalten nun jeweils 800 Pesos und haben eine Jobgarantie und Lebensmittel für 1500 Leute. Im kleinen Maßstab zeigt das, was die Arbeiterklasse tun könnte, wenn sie die politische Macht hätte. Das ist auch der Grund, warum die Regierung und die bürgerlichen Parteien den Kampf der Zanon-ArbeiterInnen zum Schweigen bringen wollen. Dabei setzen sie auf die Hilfe der Gewerkschaftsbürokratie.

Letzte Woche hat die kanadische Autorin Naomi Klein (No Logo) die Provinz Neuquen anlässlich ihrer Recherchen für einen Dokumentarfilm über die besetzten Fabriken in Argentinien besucht. In ihren Augen "wird Zanon auf der ganzen Welt als Symbol und Beispiel einer neuen Bewegung gesehen". Gegenüber der Lokalpresse erklärte sie, dass sie sowohl vom "Gemeinschaftssinn in der Fabrik" wie davon, "was die ArbeiterInnen erreicht haben" beeindruckt sei.

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