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Britannien

Selbstmordanschlag in Manchester

Erklärung von Red Flag, 23.5.2017, Infomail 946, 24. Mai 2017

Mindestens 22 Todesopfer, darunter Kinder, und 59 Verletzte forderte in Manchester ein Selbstmordattentat, das sich im Anschluss an ein Konzert in einem großen Veranstaltungszentrum in unmittelbarer Nähe eines Bahnhofs am Abend des 22. Mai ereignete.

Unsere Gedanken weilen bei den Familien und FreundInnen der Getöteten und Überlebenden, die traumatische Schäden davongetragen haben.

Die Notrettungskräfte, die unter Einsatz ihres Lebens die medizinische Versorgung und Sicherheit gewährleistet haben, verdienen unsere vollste Anerkennung.

Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung vor Ort, die den Eltern und KonzertbesucherInnen zuteilwurde, indem sie Unterkunft und freie Taxifahrten angeboten haben, zeigt eine Form von elementarer menschlicher Solidarität, die Manchester zu einem leuchtenden Beispiel für die besten Eigenschaften multikulturellen Zusammenlebens macht.

Rassistische Schuldzuweisungen

Die rassistische Gewalt und Schuldzuweisung, die unweigerlich diesem Attentat folgen wird, ist genau die Reaktion, die sich die TerroristInnen wünschen. Die terroristischen Angriffe des sog. Islamischen Staats wollen Angst und Zwietracht zwischen europäischen Moslems und der nicht-muslimischen Bevölkerung säen und den staatlich sanktionierten antimuslimischen Rassismus steigern, der vom sogenannten „Krieg gegen den Terror“ ausgeht.

Die Untat vom Abend des 22. Mai war wie zuvor in Frankreich und Deutschland ein Mikrokosmos des Schreckens, der Millionen von Flüchtlingen von Afghanistan bis Libyen veranlasst hat, aus ihrer Heimat zu fliehen und um Asyl in benachbarten Ländern nachzusuchen.

Grausamerweise wird die Minderheit, die die gefährliche Flucht überlebt und Europa erreicht hat, dort oft dem Verdacht ausgesetzt, SymathisantInnen oder gar selber potenzielle TerroristInnen zu sein, obwohl fast alle terroristischen Attentate von europäischen StaatsbürgerInnen verübt wurden.

Daher spielen Rufe nach einem Ausnahmezustand, wie er in Frankreich bereits seit fast zwei Jahren verhängt worden ist, ganz zu schweigen von der Forderung nach Grenzschließung oder der Deportation von Flüchtlingen oder gar, noch mehr Bomben auf syrische Schulen und Krankenhäuser zu werfen, sowohl den TerroristInneen wie auch den RechtsextremistInnen in die Hände. Sie wollen den Tod von Unschuldigen ausnutzen, um ihr Programm von Intoleranz und Hass weiter voranzutreiben.

Jede Terrorattacke, zu der sich der sog. Islamische Staat bekennt, wird von den europäischen Regierungen als Anschlag auf „unsere“ Zivilisation, Demokratie, Weltlichkeit und Frauenrechte bezeichnet. Diese rassistische Propaganda für den „Zusammenstoß der Kulturen“ wird offensiv eingesetzt, um den Ursprung des islamischen Terrorismus in Europa zu verschleiern und stempelt Flüchtlinge und MuslimInnen zu einem dauernden potenziellen „inneren Feind“ ab.

Die europäischen Regierungen haben sich nicht um Frauenrechte geschert, als sie Osama Bin Ladens Mudschahedin in den 1980er Jahren in Afghanistan bewaffneten und unterstützten. „Demokratie“ ist nur ein Störfaktor bei lukrativen Waffengeschäften mit der brutalen Diktatur Saudi-Arabiens.

Die Besetzung Iraks und Afghanistans, die Unterstützung für reaktionäre Diktaturen und die wiederholte militärische Intervention der imperialistischen Mächte haben große Landstriche in Nah- und Mittelost in eine Leichenhalle verwandelt. Die Opfer zählen nicht nach Dutzenden oder Hunderten, sondern nach Hunderttausenden in jedem Land.

Die fortbestehende Präsenz von britischen Truppen in Nah- und Mittelost, die an der  Seite der USA die Region kontrollieren und Einfluss nehmen, wird dafür sorgen, dass die britischen Städte und etliche Familien einen kleinen, doch gleichsam tragischen Zoll auf der Liste der unschuldigen Opfer in diesem endlosen ungewinnbaren Krieg gegen den Terror zahlen müssen.

Die einzige gerechtfertigte Antwort auf den Tod Unschuldiger, die nicht verantwortlich für diesen Krieg sind, ist der Einsatz dafür, dass keine Kinder, Mütter, Väter mehr gezwungen sein werden, dieselbe Tragödie zu erleben.

Das bedeutet: die britische Regierung muss davon abgehalten werden, durch ihren Militarismus in Nah- und Mittelost weiter unser Leben aufs Spiel zu setzen. Es bedeutet, einen Beitrag zu leisten zum Wiederaufbau der Infrastruktur und Wirtschaft in den Ländern, die von britischen Bomben zerstört worden sind.

Vor allem aber bedeutet es, dass wir echte Anstrengungen für die Lebenden unternehmen, Indem wir die Grenzen für Flüchtlinge öffnen und ihnen beim Neuaufbau ihres Lebens und ihrer Familien helfen.

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