Arbeitermacht
Liga für die fünfte Internationale

Nord & Südamerika Europa Asien & Australien


google.de arbeitermacht.de

Griechenland

Anarchisten vs. PAME/KKE

Martin Suchanenk, Infomail 587, 1. November 2011

Am 20. Oktober kam es in Griechenland nicht nur zum bisher größten Generalstreik gegen die Regierung, die Massendemonstration am Syntagma-Platz endete auch mit einer Tragödie. Der streikende Arbeiter und Gewerkschafter Dimitris Kotsaridis wurde Opfer der Polizeigewalt und des massiven Einsatzes von Tränengas gegen die DemonstrantInnen. Ihm und seinen Angehörigen gilt unser Mitgefühl. Sein Tod war auch von gewaltsamen Zusammenstößen der „kommunistischen“, in Wahrheit stalinistischen KKE, ihrer Jugendorganisation und der von ihre geführten Gewerkschaft PAME einerseits und verschiedenen anarchistischen und autonomen Gruppierungen andererseits überschattet. Die KKE/PAME denunziert die Anarchisten/Autonomen als Provokateure, die wiederum die KKP/PAME als Staatsbüttel bezeichnen.

Zweifellos ist die Empörung über die Politik der KKE/PAME gut nachvollziehbar. Die „kommunistische“ Partei ist seit Jahr und Tag dafür bekannt, dass sie sich überaus sektiererisch und unkooperativ gegenüber anderen Kräften verhält und auch vor denunziatorischer Hetze - wie z.B. gegenüber den Aufständen der Jugend 2008, die sie als „Provokateure“ verleumdeten - nicht zurückschreckt. Auch haben es KKE/PAME abgelehnt, gemeinsam mit anderen Kräften zu demonstrieren. Oft fanden bei den bisherigen Mobilisierungen die Demos von KKE/PAME u.a. zeitversetzt statt.

Doch diesmal war es teilweise anders. KKE/PAME nahmen an der gemeinsamen Demonstration am 19./20. Oktober teil - freilich, um die „gemeinsame“ Aktion gleich zu vereinnahmen und am Tag der geplanten Einkreisung des Parlaments am 20. Oktober die ersten Reihen für sich zu monopolisieren und gleichzeitig die radikaleren Demonstrierenden auf dem Platz abzublocken. Das ging so weit, dass die KKE/PAME-Ordner auch gegen ihrer Einschätzung nach „gefährliche“ andere Blöcke physisch vorgingen.

Ohne Zweifel zielten KKE/PAME darauf, sich erstens als „die Bewegung“ hinzustellen und zweitens auch die Umkreisung des Parlaments zu befrieden.

Die Anarchisten/Autonomen

Diese Haltung von KKE/PAME muss politisch scharf verurteilt und bekämpft werden. Aber all das rechtfertigt in keinster Weise die Aktionen von autonomen und anarchistischen Gruppierungen, die, nachdem sie gegen Mittag aufgetaucht waren, ihrerseits die Stalinisten physisch angriffen. Zweifellos waren unter diesen AngreiferInnen auch etliche Polizeiprovokateure - auch wenn es zu kurz greifen würde, den Angriff nur als Provokation hinzustellen.

Das Problem liegt eher darin, dass Teile der AnarchistInnen und Autonomen solche Angriffe auch als gerechtfertigte Kampftaktik gegen „autoritäre“ Organisationen betrachten. Das wird schon daran deutlich, dass es schon am Vortag einen Angriff auf den Block der LehrerInnengewerkschaft gab. Am Folgetag wurden KKE-Büros und Mitglieder Opfer von Anschlägen aus dieser „Szene“.

Wir verurteilen diese Methode der AnarchistInnen und Autonomen ohne Wenn und Aber! Sie führen zur Spaltung und Schwächung der Bewegung und geben der Polizei alle möglichen Vorwände, um ihrerseits einzugreifen. Entgegen ihrer eigenen Intention spielen sie sogar den Stalinisten in die Hände, die aufgrund solcher Angriffe ihre sektiererische Haltung gegenüber anderen Kräften leichter rechtfertigen können. Eine solche Politik der Anarchisten erschwert daher auch die Gewinnung der PAME-Massenbasis für eine revolutionäre Politik.

Schließlich offenbaren die Angriffe der Autonomen/AnarchistInnen auf die KKE/PAME deren quasi-spiegelbildliches „links-radikales“ Sektierertum. Sie wollen ihrerseits keine Einheitsfront mit allen Kräften, keine verbindliche Zusammenarbeit und keine politische Auseinandersetzung mit der falschen Politik der Stalinisten, sondern diese durch die „Tat“ lösen. Eine solche Methode zeigt das Unverständnis dieser Kräfte für die grundlegenden Aufgaben einer revolutionären Kraft. Die Gewinnung der Massen für die Revolution setzt eine Einheitsfrontpolitik voraus, die von allen Kräften disziplinierte Umsetzung gemeinsamer Aktionen erfordert - und zugleich die reformistischen, opportunistischen Fehler wie auch pseudo-radikales Abenteurertum politisch verurteilt und bekämpft.

Die griechische Revolution wird nicht durch Einzelaktionen von Kleingruppen - im Grunde Formen kleinbürgerlichen Revolutionarismus - siegen. Sie kann nur erfolgreich sein, wenn es sie von den Massen getragen wird, wenn diese also für den revolutionären Sturz der Regierung politisch gewonnen werden.

Leserbrief schreiben   zur Startseite

Wöchentliche E-News
der Gruppe Arbeitermacht

:: Archiv ::