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Tübingen:

Streik kein „Frauenthema“?

Infomail 250, 12. März 2006

Am 8. März wurde der Internationale Frauentag auch in Tübingen gefeiert. Unter dem Motto: „Es geht ans Eingemachte - Frauen für eine solidarische Gesellschaft“, wurde eine Veranstaltung für Frauen organisiert. An Vorbereitung und Organisation waren verschiedene Frauengruppen und Gleichstellungsbeauftragte aus Tübingen beteiligt. Veranstaltungsort war das Rathaus.

Aber dieser Frauentag findet mitten im Arbeitskampf der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst statt. Welch eine Gelegenheit zur Solidarität! Die Oberbürgermeisterin war zur Begrüßungsrede geladen - welch Gelegenheit, ihr zu demonstrieren, dass wir uns gegen die Schweinereien wehren!

Die Frauen der Betriebsgruppe der Beschäftigten der Stadtverwaltung kamen dann auch in Streikstimmung und mit Plakaten zur Veranstaltung. Aber anstatt von allen solidarisch begrüßt zu werden, war die erste Reaktion der bürgerlichen Frauengruppe „Zonta-Club“: “Der Streik im öffentlichen Dienst hat nichts zu suchen auf dieser Veranstaltung.“

Daraufhin bildeten sich schnell mehrere Lager. Diejenigen, die keine Ahnung haben vom historischen Hintergrund des internationalen Frauentag und ihn nur benutzen, um ihre eigenen Interessen durchzudrücken - auf Kosten der abhängig Beschäftigten, der arbeitslosen und anderer „nichtprivilegierter“ Frauen.

Dann waren viele, die sich spontan solidarisch zu den Streikenden bekannten, Transpis gehalten und sich offen an der Diskussion beteiligt haben. Die „Zonta“-Frauen meinten dann, wir sollten doch unsere eigene Veranstaltung machen, worauf wir erwiderten, dass sie hier wohl falsch wären! Die dritte Gruppe sind jene, die abwarten und sich nicht trauen, Stellung zu beziehen!

Interessanterweise ging es dann in den Beiträgen der Veranstaltung vor allem um Sozialabbau, Arbeitslosigkeit und deren Folgen. Auch bei der Diskussion waren ausschließlich gewerkschaftliche und linke Wortbeiträge zu hören.

Allerdings konnte die Oberbürgermeisterin viel zu lange über Sparprogramm und Neoliberalismus schwafeln. Immerhin erntete sie Buh-Rufe und Pfiffe.

Insgesamt war eine erfreulich kämpferische Stimmung auf der Veranstaltung zu spüren und es wurde noch lange hinterher angeregt diskutiert. Einige  Frauen hatten sich das erste Mal in eine politische Diskussion getraut und Kontakte zu Gewerkschafterinnen geknüpft.

Außerdem wurde der Frauentag genutzt, um auf die nächste Streikaktion in Tübingen zu mobilisieren: ein Fackelzug gegen Arbeitsplatzabbau!

Der Unterschied zum letzten Jahr, als der Frauentag eine „brave“ bürgerliche Veranstaltung war, in der sich die privilegierten Frauen gegenseitig die Schulter klopften, lässt der diesjährige 8. März in Tübingen hoffen! Mehr Frauen in den Klassenkampf!

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